Lexikon der Neurowissenschaft: Walter
Walter, William Grey, englischer Neurowissenschaftler ( siehe Abb. ), *19.2.1910 Kansas City, †6.5.1977 Bristol. Nach Studienaufenthalten am Institut für Hirnforschung in Berlin-Buch (bei J.F. Tönnies, A.E. Kornmüller und O.G. Vogt), bei H. Berger in Jena sowie O. Foerster in Breslau kehrte er nach London zurück und begann systematische klinische EEG-Untersuchungen (Elektroencephalogramm) zu organisieren. 1939 wurde Walter an das Burden Neurological Institute in Bristol berufen. Hier richtete er die erste klinische EEG-Abteilung in England ein. Durch automatische EEG-Analysen erforschte er Korrelationen zwischen der Feinstruktur der Gehirnrhythmen und dem klinischen bzw. mentalen Zustand des Patienten. Ab 1947 konstruierte er elektronische Modelle der Hirnmechanismen (eine Roboter-Schildkröte mit einfachen Lernvorgängen), aus denen später die Untersuchungen zur künstlichen Intelligenz und zum künstlichen Leben hervorgegangen sind. 1949 wurde Walter als Professor an die Universität Aix-Marseille berufen, wo er Modelluntersuchungen über die Nerventätigkeit, angeborene auslösende Mechanismen und bedingte Reflexe durchführte. 1964 entdeckte er die contingent negative variation oder "Erwartungswelle" im EEG, welche die Erwartungshaltung einer Person für ein kommendes Ereignis anzeigt. Walter unterhielt ausgedehnte internationale Wissenschaftsbeziehungen zu Neurowissenschaftlern in aller Welt, war 1953 Präsident der International Federation of EEG Societies und mit H. Jasper Gründer des EEG-Journal. Von 1958 bis 1961 war er intensiv an der Gründung der International Brain Research Organization beteiligt. Werke (Auswahl): "The Living Brain" (1953), "Contingent Negative Variation: An Electric Sign of Sensorimotor Association and Expectancy in the Human Brain" (in Nature 203, 1964), "The Future of Clinical Neurophysiology" (1972).
W.G. Walter
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