Alte Ägypter: Meteoriteneisen zu Schmuckperlen
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Ein Forscherteam um Diane Johnson von der britischen Open University in Milton Keys untersuchte neun stark korrodierte, 5300 Jahre alte Metallperlen aus Ägypten und stellte anhand eines Exemplars zweifelsfrei fest, dass sie aus meteoritischem Eisen gefertigt wurden. Sie sind damit die ersten Belege für die Verarbeitung von Eisen im alten Ägypten, denn frühestens um das Jahr 600 v. Chr. lassen sich Hinweise auf die Gewinnung von metallischem Eisen durch die Verhüttung von Erzen in dieser Region finden.
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Mittels eines Rasterelektronenmikroskops mit angeschlossener Röntgenanalyseeinheit bestimmten die Wissenschaftler die Zusammensetzung der Oberfläche der Perle, und mit einem Computerröntgentomografen, ähnlich wie er in der medizinischen Diagnostik eingesetzt wird, ließ sich der innere Aufbau im Detail erkunden. Es zeigte sich, dass Luft und Wasser der Perle in den letzten 5300 Jahren heftig zugesetzt hatten. Sie besteht heute zum größten Teil aus Eisenoxiden, und nur noch 2,4 Prozent des ursprünglichen Metalls sind erhalten.
Die Röntgenanalytik belegt in den Metallresten hohe Nickelgehalte von bis zu 30 Gewichtsprozent. Solch hohe Gehalte sind nur in Eisenmeteoriten üblich und weisen auf das Mineral Taenit oder Bandeisen hin. Zudem ließen sich in den Metallresten feine Lamellen beobachten, die weniger als 0,2 Millimeter breit sind. Es sind so genannte widmannstättensche Figuren, die sich nur in Meteoriten finden. Sie entstanden, als in der Frühzeit des Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren eine Schmelze aus Eisen und Nickel im Inneren von Asteroiden langsam abkühlte und dabei über Millionen von Jahren hinweg auskristallisierte. Dabei kam es zur Bildung eines feinmaschigen kristallinen Netzwerks aus Eisenmineralen. Sie bestehen aus Eisen-Nickel-Legierungen und weisen unterschiedliche Zusammensetzungen auf. Nach der Form und Orientierung der Lamellen ordneten die Forscher den ursprünglichen Meteoriten der Klasse der feinen Oktaedrite zu.
Die Verwendung meteoritischen Materials war nur Personen der Oberschicht einer Gesellschaft vorbehalten. Es ist sehr selten, war zur damaligen Zeit schwierig zu verarbeiten und fällt zudem aus dem Himmel. Derart kostbare Gebilde wurden oft als Geschenke der Götter angesehen. Sie sollten dem hochgestellten Verstorbenen als Grabbeigabe einen guten Übergang ins Jenseits garantieren. Beispiele für die Verwendung meteoritischen Eisens finden sich auch in späteren Funden aus Ägypten. Im Grabschatz des berühmten Pharaos Tutanchamun fanden sich unter anderem ein Säbel und 16 Miniaturklingen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit aus meteoritischem Eisen bestehen.
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