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Geschichte der Schädelöffnungen: Loch im Kopf

Die Trepanation hat eine lange Tradition. Schon jungsteinzeitliche Chirurgen waren Meister im Schädelöffnen. In Heft 1/2005 von ABENTEUER ARCHÄOLOGIE schreibt die Freiburger Wissenschaftsjournalistin Carola Hanisch, wie die Operateure einst ihr Messer führten und die meisten ihrer Patienten die grausam anmutende Prozedur überstanden.
Noch vor zwanzig Jahren wurde bei den Kisii im Westen Kenias auf ganz ähnliche Art und Weise trepaniert wie in der Jungsteinzeit. So beschrieb der Düsseldorfer Arzt Rolf Meschig der Patient – festgehalten von zwei Helfern – beim Durchtrennen und Zurückklappen der Kopfhaut die Zähne zusammenbiss, bevor der Schädelöffner unter für uns undenkbaren chirurgischen Umständen den blanken Knochen bearbeitete und das von Hirnhäuten bedeckte Gehirn sichtbar wurde. Der Schamane bedeckte die Wunde sodann mit einer Paste aus Heilkräutern und murmelte einige Sprüche. War die Trepanation vollbracht, wurde der Kranke in seine Hütte geführt und von seiner Familie gepflegt, bis die Wunde verheilt war. In der Regel hatten die Patienten zuvor über Kopfschmerzen, Bewusstlosigkeit, Schlaflosigkeit oder Verwirrtheit nach einem Sturz oder Schlag geklagt. Hinterher waren die Schmerzen meist verschwunden.

Während die Trepanation in der Vergangenheit sicher auch rituelle Handlung war, so ist der therapeutische Nutzen in der modernen Medizin unzweifelhaft. Bei schweren Kopfverletzungen entlasten Neurochirurgen auf diese Weise den Druck im Schädel, der durch das Anschwellen des Gehirns verursacht wird. Auch Roy Horn, der nach einer Attacke seines Tigers schwer verletzte Magier, konnte unter anderem deshalb gerettet werden, weil die Ärzte des University Medical Center in Las Vegas ihm den Schädel öffneten.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: epoc, 1/2005
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