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Gynäkologie: Wehenfördernde Wirkung von Rizinusöl aufgeklärt

Rizinus

Wenn eine Schwangere schon einige Tage über dem errechneten Geburtstermin ist, taucht im Gespräch mit der Hebamme und auch manchen Ärzten neben anderen Tipps meist auch der "Wehencocktail" auf. Sein wichtigster Bestandteil ist Rizinusöl, das vor allem als Abführmittel bekannt ist. In beiden Fällen kann es zu heftigen Darmkrämpfen, Durchfall und Übelkeit kommen, weshalb das Mittel sehr kritisch gesehen wird. Erst jetzt aber haben Forscher aufgeklärt, wie das Rizinusöl auf molekularer Ebene im Körper wirkt und damit Geburtswehen fördern kann.

Die Wissenschaftler um Stefan Offermanns vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim haben an menschlichen Zellkulturen herausgefunden, dass Ricinolsäure, die im Darm bei der Spaltung von Rizinusöl entsteht, direkt an zwei Rezeptoren bindet, die normalerweise als Andockstellen für das Prostaglandin E2 dienen. Sie züchteten daraufhin Mäuse, denen diese Rezeptoren im Darm fehlen – und anders als ihre normalen Artgenossen zeigten die Tiere keinen Durchfall nach der Gabe von Rizinusöl, wenn ihnen der eine Rezeptortyp namens EP3 fehlte. War der zweite – EP4 – ausgeschaltet, rumorte ihr Darm allerdings nach wie vor.

In weiteren Experimenten konnten die Forscher aufdecken, dass die Wirkung der Ricinolsäure auf die Zellen der glatten Muskulatur beschränkt ist, obwohl auch andere Zelltypen diese Rezeptoren tragen. Und genau hier entfaltet der Wehencocktail offenbar seinen Effekt an der Gebärmutter: Trächtige Mäuse ohne EP3-Rezptoren zeigten keine Kontraktionen nach der Gabe von Rizinusöl.

Prostaglandine werden selbst zur Einleitung der Geburt verwendet, und frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass sich bei einer Aktivierung von EP3 die Gebärmutter zusammenzieht. Überraschend an diesen Ergebnissen ist daher weniger, dass ein Prostaglandinrezeptor die Wirkung vermittelt, sondern vielmehr, dass Rizinusöl so spezifisch und unmittelbar aktiv ist – hier hatte man bisher eher ein unspezifisches Spektrum von mehreren Effekten erwartet. Diese hohe Spezifität mache Ricinolsäure daher interessant als Basis für Medikamente, mit denen sich gut verträglich die Darmtätigkeit anregen ließe – und vielleicht ja ebenso für weitere medizinisch abgesicherte Methoden zur Wehenförderung.

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