Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Jäger- und Sammler-Sprachen (Serie Teil 3): Sehen, riechen, orientieren

Prägt die Lebensumwelt unsere Sprache oder diese unsere Umweltwahrnehmung? An der Frage scheiden sich die Geister. Die Sprachen von Jäger-und-Sammler-Gruppen könnten diesen alten Streit bald entscheiden.
Flusslandschaft

Rund 100 Wörter für Schnee sollen die Bewohner der Arktis kennen, verriet Peter Høeg 1992 in seinem Roman "Fräulein Smillas Gespür für Schnee". Und immerhin 20 Begriffe für die Farbe Grün verwenden Brasiliens Indianer, so der Auswandererfilm "Die andere Heimat" (2013) des deutschen Regisseurs Edgar Reitz. Diesen Zuschreibungen haftet nicht nur etwas Geheimnisvolles an, das sie attraktiv macht, sie greifen auch auf eine Diskussion zurück, die Sprachforscher und Anthropologen seit dem 19. Jahrhundert umtreibt: Begründen solche Beispiele einen erkenntnistheoretischen Relativismus, demzufolge Menschen unterschiedlicher Sprachen und Kulturen auch in verschiedenen Welten lebten? Vertreter dieser These – unter anderen Wilhelm und Alexander von Humboldt – widersprachen damit der universalistischen Annahme, nach der die Kategorien der abendländischen Sprachen verallgemeinerbar seien und das Denken, Sprechen und Handeln des Menschen an sich ausdrücken.

Im 20. Jahrhundert erreichte die Fachdebatte auch die breite Öffentlichkeit. Als Vertreter des kulturellen Relativismus traten die amerikanischen Linguisten Benjamin Whorf und Edward Sapir in den Ring. Sie postulierten, Sprache beeinflusse die Wahrnehmung der jeweiligen Umwelt. Die Gegenposition vertrat prominent Noam Chomsky, inzwischen Emeritus des Massachusetts Institute of Technology. Er betonte die Universalität angeborener Strukturen, die in allen Sprachen wirksam seien. Der Leidenschaft der öffentlich geführten Diskussion zum Trotz war die empirische Datenbasis aber zu klein, um solide Argumente zu liefern.

Inzwischen herrschen beinahe umgekehrte Verhältnisse: Wir wissen sehr viel über die Sprache und das Denken der Bewohner auch entlegener Gebiete, doch die Diskussion um Universalien unserer kognitiven und kulturellen Ausstattung wird oft auf die Genetik und Neurowissenschaft reduziert. Das ist auch insofern bedauerlich, als die Mythen der Anfangszeit noch immer in den Köpfen spuken. ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Licht - Wie es unser Denken beflügelt

Wenn die dunkle Jahreszeit beginnt, machen wir es uns gern mit Lichterketten und Kerzen gemütlich. Dabei hellt Licht nicht nur die Stimmung auf: Dank seines Einflusses auf die Hirnfunktion kann das Denken profitieren. Daneben berichten wir, wie Einzelkinder wirklich sind, oder wie Blase und Gehirn beim Urinieren zusammenarbeiten und was es mit dem Harndrang auf sich hat. Unser Artikel über Sigmund Freund widmet sich der unrühmlichen Geschichte der Psychologie und Psychotherapie unterm Hakenkreuz. Im Interview gibt die Psychologin Gilda Giebel Einblicke in den Alltag in der Sicherungsverwahrung. Sie behandelte dort als systemische Therapeutin die brutalsten Männer Deutschlands.

Gehirn&Geist – Faszination Gehirn: 38 Infografiken über unser Denken, Fühlen und Handeln

Weil Sprache allein nicht immer das beste Kommunikationsmittel ist, werden seit 2013 ausgewählte Inhalte auf eine andere Art präsentiert: in Infografiken. Denn manches lässt sich in Bildern so viel einfacher darstellen als mit Worten. In dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist« präsentieren wir ein »Best-of« unserer Infografiken zu Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Wie funktioniert unser Orientierungssinn? Was haben Darmbakterien mit der Psyche zu tun? Was macht eine angenehme Unterhaltung aus? Wie wirkt Alkohol im Gehirn? Und warum lassen wir uns im Supermarkt so leicht zu Spontankäufen animieren? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie in dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist«. Jede der 38 Grafiken im Heft widmet sich einem eigenen Thema.

Spektrum - Die Woche – Neue Reben für den Weinbau

Von Klimawandel und Krankheiten bedroht, muss der Weinbau an die neuen Bedingungen angepasst werden. Die Genschere soll den Wein der Zukunft retten. Außerdem beobachtet »Die Woche«, wie Künstlerinnen und Künstler die Welt wahrnehmen und wie sich soziale Unsicherheiten durch Social Media verstärken.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.