Mikroben: Tausend Billionen Freunde
Lange betrachteten Biologen den menschlichen Körper als "physiologische Insel". Dieser Überzeugung nach reguliert unser Organismus seine Funktionen komplett autark. Zum Beispiel produziert er demzufolge alle Enzyme für die Verdauung des Essens selbst, um mit den gewonnenen Nährstoffen Gewebe und Organe zu erhalten und mit Energie zu versorgen. Und die Zellen unseres Immunsystems lernen ohne fremde Hilfe, wie sie gefährliche Eindringlinge erkennen und vernichten können und dabei das körpereigene Gewebe nicht schädigen.
Doch in den vergangenen zehn Jahren erkannten Wissenschaftler, dass der menschliche Körper eher ein komplexes Ökosystem darstellt, ein "soziales Netzwerk" mit Billionen von Bakterien und anderen Mikroorganismen. Diese besiedeln unter anderem unsere Haut, den Nasen- und Rachenraum, den Genitalbereich, vor allem aber den Darm. Tatsächlich sind die meisten lebenden Zellen in unserem Körper Fremdlinge: Er enthält zehnmal so viele Mikroben wie menschliche Zellen! Diese vielfältige Gemeinschaft von Mikroorganismen mit all ihren Genen bezeichnet man als Mikrobiom. Sie liefert wichtige Hilfestellungen bei grundlegenden Körpervorgängen, von der Verdauung über das Wachstum bis zur Immunabwehr. Mit der Autarkie des Menschen ist es also tatsächlich nicht besonders weit her.
Biologen haben inzwischen viele der in unserem Körper besonders häufig vorkommenden Mikroben beschrieben. In den letzten Jahren untersuchten sie vermehrt, welche Auswirkungen die bakteriellen Mitbewohner im Detail auf uns haben. Dabei gewannen sie nicht nur neue Erkenntnisse über die Arbeitsweise des menschlichen Körpers, sondern auch über mögliche Ursachen von Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit und Autoimmunerkrankungen ...
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