Direkt zum Inhalt

Was erzeugt das Rauschen im Radio und den Schnee auf dem Fernsehbildschirm?

Gibt es eigentlich noch den Sendeschluss? Früher jedenfalls war nach der nächtlichen Nationalhymne im Fernsehen nur grieseliger Schnee zu empfangen. Gerüchten zufolge sollte der gar das kosmische Hintergrundrauschen wiedergeben. Doch Albrecht Rothermel von der Universität Ulm belehrt uns eines Besseren.

Nein, das Rauschen im Radio oder der Schnee im Fernsehen haben mit der Hintergrundstrahlung des Weltraums nichts tun. Der Beweis ist einfach zu führen, indem man die jeweiligen Antennen abklemmt: Dann wird sicherlich nichts mehr vom Rundfunkgerät empfangen. Doch das Rauschen bleibt, es entsteht also – überwiegend jedenfalls – im Gerät selbst.

Ein gewisses Grundrauschen der Geräte ist unvermeidlich und immer vorhanden. Wenn das per Antenne darübergelegte "Nutzsignal" – die Nachrichten beispielsweise oder ein Spielfilm – groß genug ist, nimmt man das Grundrauschen nicht mehr wahr. Wenn indes kein "Nutzsignal" vorhanden ist, wird das Grundrauschen vom Gerät verstärkt und als Signal behandelt. Dann ist es hör- und sichtbar.

Doch wo hat es seinen Ursprung? Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass die Stärke des Rauschens auch ein Qualitätskriterium der Geräte ist. Je weniger eigenes Rauschen im Gerät entsteht, umso kleinere Eingangssignale werden noch "sauber" verarbeitet. Diese vom Gerät abhängigen Anteile des Rauschens sind "Dreckeffekte", wie zum Beispiel das buchstäbliche "Entlangschrammen" von Ladungsträgern an nicht idealen Oberflächen, oder das "Anecken" von Ladungsträgern an Unregelmäßigkeiten der Kristallgitter. Interessant ist aber die Frage: Wenn ich beliebigen Aufwand treibe, kann ich dieses Rauschen dann beliebig verringern?

Die Antwort ist: Nein. Es gibt eine fundamentale Grenze. Und die nennt man thermisches Rauschen. Wenn man einen idealen ohmschen Widerstand – bei dem der Widerstand unabhängig von der Stromstärke beziehungsweise der Spannung ist – auf den Tisch legt und an seinen Anschlüssen den Spannungsverlauf beobachtet, stellt man fest, dass dieser Widerstand "rauscht". Gleiches gilt für die Antenneneingänge von Rundfunkgeräten: Sie verfügen ebenfalls über Eingangswiderstände, die dem ohmschen Gesetz gehorchen.

Wieso rauscht nun aber ein idealer Widerstand? Die Ursache liegt in der so genannten braunschen Molekularbewegung, die bekanntlich die Temperatur definiert. Temperatur bedeutet nichts anderes als das "Zittern" der Atome, Moleküle und Ladungsträger. Erst beim absoluten Nullpunkt von null Kelvin oder minus 273 Grad Celsius hört dieses Zittern auf. Das Rauschsignal eines Widerstands steigt also proportional zur Temperatur.

Im Umkehrschluss gilt: Mit extrem teuren Bauelementen, die noch bei extrem niedrigen Temperaturen funktionieren, kann man Verstärker mit überaus geringem Eigenrauschen bauen. Wenn man an diese dann noch eine extrem stark bündelnde und damit sehr große Antenne anschließt und damit bei klarer Nacht auf einen hohen Berg steigt, kann man tatsächlich das Hintergrundrauschen des Universums – der gleichsam das Echo des Urknalls ist – über das Eigenrauschen des Empfängers heben und somit hör- oder sichtbar machen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.