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Parasitologie: Neue Spur im Bienensterben

Honigbiene mit Parasit
Honigbiene mit Parasit | Bislang waren die Fliegen nur als Parasiten von Ameisen, Wespen, anderen Bienen, Spinnen und Leuchtkäfern bekannt. Honigbienen sind dagegen ein neues Opfer. Wenn sich der Befall ausbreitet, könnte sich das massive Bienensterben in den USA weiter verschärfen.

Seit mehreren Jahren bereitet Imkern ein rätselhaftes Bienensterben in den USA Sorgen – denn immer noch liegen die Ursachen im Dunkeln. Per Zufall entdeckte nun ein Wissenschaftler in Kalifornien einen neuen Parasiten der Insekten, der womöglich eine wichtige Rolle in dem Geschehen spielt.

John Hafernik von der San Francisco State University hatte nach eigener Aussage im Jahr 2008 nur einige Bienen als Futter für seine Gottesanbeterinnen gesammelt, sie dann aber in einem verschlossenen Fläschchen auf dem Schreibtisch vergessen. Als er sich später an sie erinnerte, waren die toten Tiere umringt von Puppen der Fliegenart Apocephalus borealis. Die Larven hatten sich offenbar in den Bienenkörpern entwickelt.

Der neue Schmarotzer | Die Weibchen von Apocephalus borealis legen ihre Eier seit Kurzem offenbar auch an Honigbienen ab. Die Larven entwickeln sich dann im Körper ihres Wirts.

Apocephalus-Fliegen parasitieren in Ameisen, Wespen, Hummeln und anderen Bienenarten. Honigbienen scheinen aber ein neuer Wirt zu sein, sonst hätte man sie bei dieser gut untersuchten Spezies mit Sicherheit schon entdeckt, meint Hafernik. Bislang gab es lediglich Hinweise, dass sie in Bienenstöcken in Kalifornien und South Dakota auftauchen. Der Forscher fürchtet jedoch, dass sich die Fliegen schnell auf andere Bienenvölker ausbreiten könnten.

Befallene Bienen zeigen ein merkwürdiges Verhalten: Anders als ihre gesunden Artgenossen verlassen sie nachts ihr Zuhause, um sich an Lichtquellen zu sammeln. Dort wanken die sterbenden Insekten orientierungslos herum, bis sie völlig die Kontrolle über ihre Gliedmaßen verlieren. Womöglich, so Hafernik, beeinflusst der Parasit die innere Uhr der Wirte und zerstört den normalen Tag-Nacht-Rhythmus.

Die Larven kommen ans Licht | Etwa sieben Tage nach dem Tod der Biene verlassen die Larven deren Körper zwischen dem Kopf und dem Halsschild.

Noch ist unklar, ob die Bienen diesen Flug aus eigenem Antrieb unternehmen oder von ihren Stockgenossinnen hinausgeworfen werden, die irgendwie erkennen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ebenfalls unbekannt ist, wo sich die Bienen die Parasiten einfangen – Hafernik vermutet, dass dies beim Nektarsammeln geschieht, da sie bislang keine Fliegen in Stocknähe beobachten konnten.

In befallenen Stöcken wiesen die Wissenschaftler zudem häufig auch ein pathogenes Virus und den Pilz Nosema ceranae nach, die bereits mit dem Bienensterben verknüpft werden. Das Verlassen des heimischen Stocks gilt als wichtigstes Merkmal des Bienentods. Es sei daher dringend an der Zeit, den Einfluss von A. borealis genau zu untersuchen.

  • Quellen
PLoS ONE (im Druck)

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