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Schlafforschung: Zu wenig Schlaf macht krank, dumm und dick.

Schlafmangel raubt der Immunabwehr des Körpers wichtige Aktivierungszeit und dem Gehirn die Möglichkeit neue Gedächtnisinhalte zu speichern – dies berichtet das Magazin Gehirn&Geist in seiner neuen Ausgabe (6/2007). Mehr noch: Wie Studien belegen, wächst mit akutem Schlafmangel auch das Essverlangen. Übergewicht kann die Folge sein.
Wie der Regensburger Schlafforscher Jürgen Zulley gegenüber Gehirn&Geist betont, können wichtige physiologische und kognitive Prozesse nicht im Wachzustand ablaufen. So steigen während der Nachtruhe die Zahl der natürlichen Abwehrzellen sowie die Aktivität von Makrophagen und T-Lymphozyten, die Bakterien und Viren bekämpfen. Wachsein dagegen fördert die Freisetzung des Stresshormons Cortisol, das das Immunsystem hemmt. Wie der Lübecker Schlafforscher Jan Born herausfand, fällt bei Schlafentzug die Immunantwort nach einer Impfung wesentlich schwächer aus.

Auch die Speicherung von Gelerntem funktioniert dann am besten, wenn das Gehirn nicht von äußeren Reizen bombardiert wird – was im Wachzustand kaum möglich ist. "Neue Gedächtnisinhalte werden reorganisiert und umgestaltet, das eröffnet uns neue Einsichten", so Jan Born weiter. Das bewies im vergangenen Jahr auch eine Studie der Harvard Medical School: Probanden, die sich Wortlisten einprägen sollten, fügten den Begriffen nach längerer Nachtruhe unbewusst sinnvolle und kreative Ergänzungen hinzu.

Daneben vermindert Schlafmangel den Blutpegel des Hormons Leptin und erhöht zugleich den Ghrelin-Spiegel. Beides regt den Hunger an und verführt uns zum Gang an den Kühlschrank, wie eine groß angelegte Studie der Columbia University (New York) 2005 ergab. Bei 5 oder weniger Stunden Schlaf pro Nacht stieg die Gefahr von Übergewicht um 50 Prozent!

Doch viel zu schlafen, scheint in der modernen Leistungsgesellschaft verpönt. Politiker und Wirtschaftsbosse brüsten sich gern mit kurzen Ruhezeiten. Dabei büßen chronische Kurzschläfer nachweislich an Reaktionsvermögen, Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung ein – ohne sich dessen unbedingt bewusst zu werden.

Als optimale Schlafdosis empfiehlt Jürgen Zulley rund sieben Stunden – was jedoch individuell variiert. Auf Alkohol, Kaffee und Zigaretten sowie geistige und körperliche Anstrengungen sollte man in den letzten Stunden vor dem Zubettgehen möglichst verzichten. Stattdessen sorgen ruhige Musik oder ein Spaziergang für die nötige Entspannung. Wer nachts nicht genug Ruhe findet, kann auch mit einem kurzen Mittagsschlaf für Ausgleich sorgen: Eine halbe Stunde Schlummer bringt den Geist oft wieder auf Trab.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Gehirn&Geist, 6/2007
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