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Seevölker: Stürmische Zeiten

Am Ende der Bronzezeit fielen ganze Reiche unter dem Ansturm der so genannten Seevölker. Forscher streiten bis heute darüber, wer diese Angreifer waren und woher sie kamen. Jetzt meinen Archäologen der Lösung des Rätsels nahe zu sein.
Mehrere antike Quellen berichten über geheimnisvolle Attacken von unbekannten Volksgruppen auf die Mittelmeerländer vor rund 3000 Jahren. Historiker tauften diese geheimnisvollen Angreifer auf den Namen "Seevölker". Der Grund: In manchen Schriften wird erwähnt, dass sie auf Schiffen gekommen seien oder auf Schiffen lebten. Doch wer waren diese kriegerischen Fremdlinge? Und wo bestiegen sie ihre Flotten?

Wissenschaftler haben manche Anhaltspunkte gesammelt und einige Theorien aufgestellt. Allerdings erklärte bislang keine von ihnen befriedigend, wer die Unbekannten waren, die praktisch alle Reiche im östlichen Mittelmeerraum schwächten und so eine nachhaltige Krise auslösten. Wie die Zeitschrift epoc berichtet, scheinen zwei junge Forscher der Lösung des Rätsels nun einen entscheidenden Schritt näher gekommen zu sein: Reinhard Jung, Archäologe an der Universität Salzburg und Mathias Mehofer, Archäometallurge an der Universität Wien untersuchten die Herkunftsgeschichte bronzezeitlicher Funde aus Griechenland, Zypern, der Levante und Ägypten, die eigentümlicherweise nicht aus den jeweiligen Regionen zu stammen schienen, sondern aus Mitteleuropa. ihre Flotten?

Dass diese Gegenstände in einem Zusammenhang mit dem so genannten Seevölkersturm stehen müssen, ist unter Forschern unumstritten. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Waffen, Schmuck und Alltagsgegenstände aus Bronze. "Die Frage war nun", so Jung, "wie kamen die Stücke nach Griechenland – auf dem Landweg über den Balkan oder über die See aus Italien?" ihre Flotten?

Die Untersuchung der chemischen Zusammensetzung sowie der Isotopenverhältnisse der Bronzen führte zu einem sensationellen Ergebnis: "Einige der Gegenständige, die in Griechenland gefunden wurden, stammen eindeutig aus Werkstätten in Italien", berichtet Mehofer. Außerdem unterscheide sich ihr genetischer Fingerabdruck eindeutig von gleich alten Funden vom Balkan oder aus anderen Gegenden Europas. ihre Flotten?

Damit lag die Erklärung nahe: Die sagenumwobenen Seevölker stammten höchstwahrscheinlich aus den Küstenregionen Italiens. Allerdings waren sie keineswegs nur eine Hand voll gut organisierter Piraten. Vielmehr gerieten verschiedene Kriegerverbände in Italien und im ägäischen Raum während des 13. Jahrhunderts v. Chr. in Bewegung und setzten ihre Nachbarvölker unter Druck. "Ein endgültiger Beweis ist wahrscheinlich nicht möglich", betont Jung. "Aber wir können sagen, wie es realistischerweise gewesen sein könnte." ihre Flotten?

Über epoc:
epoc, das Magazin für Geschichte, Archäologie und Kultur, erscheint seit 2004. Sechsmal pro Jahr vermitteln Forscher und Fachjournalisten auf mehr als 100 Seiten fundiert und unterhaltsam Wissen über historische Themen und zeigen spannende Zusammenhänge aus Kunst, Kultur und Geistesgeschichte auf. Ein jeweils umfassend beleuchtetes Titelthema zu zentralen Ereignissen, Persönlichkeiten und Kulturen der Welt sowie spannende Reportagen und Essays überzeugen alle zwei Monate rund 40 000 Leser.

Unter www.epoc.de finden alle historisch Interessierten Kurzmeldungen und aktuelle Ausstellungstipps. Ein Newsletter und die Chronologs, das Blogportal für Fragen zur Vergangenheit und ihrer Erforschung, halten Sie täglich auf dem Laufenden.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: epoc, 1/2010
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