Neuro-Enhancer: Doping für das Gehirn

Schlagzeilenträchtige Begriffe wie kosmetische Neurologie, Smart Drugs, Neuro-Enhancer, Hirndoping oder gar "Viagra fürs Gehirn" zeigen: Pharmakologische Kognitionsverstärker haben Konjunktur. Aus Sicht der Medien ist die Ära der künstlichen Hirnoptimierung schon angebrochen. Unter US-Studenten ist es durchaus üblich geworden, von einem Kommilitonen einige Tabletten des rezeptpflichtigen Medikaments Ritalin (Methylphenidat) auszuborgen, um die ganze Nacht lang hellwach büffeln zu können. Softwareprogrammierer unter Termindruck oder gestresste Manager nehmen Modafinil, einen neueren Muntermacher. Anwender schwören, dass die Substanz viel mehr ausrichtet als zwei Tassen Espresso gegen Schläfrigkeit. Sie berichten von laserscharfer Konzentration, die ihnen hilft, die Feinheiten der organischen Chemie oder die Geheimnisse kollateraler Schuldobligationen zu verstehen.
Wissenschaftler und Pharmaunternehmen sind seit Längerem bemüht, aus Erkenntnissen über die molekulare Grundlage der Kognition Wirkstoffe zu entwickeln, die gezielt geistige Leistungen verbessern – zunächst vor allem für Demenzkranke. Doch Ärzte werden ein Medikament, das bei Alzheimer- oder Parkinsonpatienten wirkt, angesichts einer alternden Bevölkerung bald auch bei milderen Symptomen verschreiben. Die beginnende Debatte über die Ethik des "optimierten Gehirns" erweckt den Eindruck, wir alle könnten demnächst eine Pille für schnelleres Denken kaufen. Schon wird in Fachjournalen und Tagespresse diskutiert, ob sich Studenten mit Hirndoping einen unfairen Vorteil bei Prüfungen verschaffen, oder ob Firmenchefs von ihren Beschäftigten die Einnahme solcher Mittel verlangen dürfen, um einen knappen Produktionstermin einzuhalten...
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