Abenteuer im Welt-Raum
Ich sollte mich nicht zu genau festlegen, weil sich diese Zahl praktisch jede Minute ändert, aber jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, hat MySpace rund 175 Millionen Einwohner. Vor gut einem Jahr, als ich meine eigene kleine Raumstation dort gründete, waren es nur knapp ein Drittel so viele.
Was trieb mich Wissenschaftsschreiberling mittleren Alters dazu, sich in Gefilde zu wagen, die dem Vernehmen nach überwiegend von exhibitionistischen Teens und Twens bevölkert sind? Nun, ich hatte mehrfach gelesen, dass Popgrößen – etwa die Senkrechtstarterin Lily Allen – MySpace zunehmend zur Vermarktung ihrer Produkte nutzen. Auch einige neue Bücher von mir konnten eine bessere Vermarktung gebrauchen – darunter passenderweise eine Einführung in die Astrobiologie, in der es um Leben auf der Erde und im Weltall geht.
Warum also nicht ins außerirdische Abenteuer starten? Anmelden ist ganz einfach, eine funktionierende E-Mail-Adresse genügt. Schwerer fällt da schon, in der wimmelnden Millionenbevölkerung ein sinnvolles Netzwerk von »Freunden« aufzubauen. Immerhin fängt man nicht bei null an, sondern bei eins – dem serienmäßig mitgelieferten Freund Tom. Benannt nach einem der Gründer von MySpace, hat er ab und zu recht nützliche Dinge mitzuteilen.
Ansonsten fühlt sich MySpace an wie eine Großstadt: unbekannte Gesichter überall, aber auch unzählige konkrete Kommunikationsangebote, die praktisch alle Interessenbereiche abdecken. Ein guter Startpunkt zum Knüpfen von Kontakten sind die Gruppen. Sie funktionieren ähnlich wie Pinnwände. Und siehe da, es gab sogar eine Gruppe für Astrobiologie. Die hat zwar nur rund ein Dutzend aktive Mitglieder und schläft bisweilen wochenlang ein, aber mit der Ankündigung meines Buchs konnte ich sie zeitweise aufwecken. Ein leicht exzentrisch anmutendes Mitglied entpuppte sich als Professor an einer US-Universität, der sich prompt ein Ansichtsexemplar anforderte, um womöglich einen eigenen Kurs darüber zu veranstalten.
Neben Gruppen für konventionellere Gebiete wie Chemie, Biochemie und Mikrobiologie habe ich solche aufgesucht, die meinen musikalischen und sonstigen kulturellen Vorlieben entsprechen. Manchmal akzeptierte ich dabei auch Freundschaftsangebote, die mir etwas merkwürdig vorkamen, aber irgendwie muss man sich ja hocharbeiten. Und so verfüge ich heute mit 72 Freunden schon über ein ansehnliches Beziehungsnetz in den Weiten des virtuellen Weltalls.
Zum echten MySpace-Erlebnis gehört natürlich auch ein Blog. So ein elektronisches Tagebuch ist unendlich praktisch. Neben den regelmäßigen Produktionen meiner kleinen Prosafabrik kann ich Links, Bilder, ganze Artikel, Rezensionen meiner Bücher – halt alles, was so anfällt – einfach schwupps hineinkopieren. Und es finden sich sogar Leute, die das lesen. Inzwischen bringt es mein MySpace-Blog auf mehr Klicks als die Hauptseite meiner seit zehn Jahren etablierten Website.
Was fehlt mir noch zu meinem Weltraumglück? Tja, tapezieren müsste ich meine Raumstation mal. Wenn man sich so umschaut, hat fast jeder einen interessant gestalteten Hintergrund auf seiner Seite, nur meiner ist noch in der Standardversion. Aber bald ...
Michael Groß
Diesen Artikel finden Sie auch in Spektrum der Wissenschaft, Ausgabe Juni 2007, die ab 29. Mai im Handel ist.
Was trieb mich Wissenschaftsschreiberling mittleren Alters dazu, sich in Gefilde zu wagen, die dem Vernehmen nach überwiegend von exhibitionistischen Teens und Twens bevölkert sind? Nun, ich hatte mehrfach gelesen, dass Popgrößen – etwa die Senkrechtstarterin Lily Allen – MySpace zunehmend zur Vermarktung ihrer Produkte nutzen. Auch einige neue Bücher von mir konnten eine bessere Vermarktung gebrauchen – darunter passenderweise eine Einführung in die Astrobiologie, in der es um Leben auf der Erde und im Weltall geht.
Warum also nicht ins außerirdische Abenteuer starten? Anmelden ist ganz einfach, eine funktionierende E-Mail-Adresse genügt. Schwerer fällt da schon, in der wimmelnden Millionenbevölkerung ein sinnvolles Netzwerk von »Freunden« aufzubauen. Immerhin fängt man nicht bei null an, sondern bei eins – dem serienmäßig mitgelieferten Freund Tom. Benannt nach einem der Gründer von MySpace, hat er ab und zu recht nützliche Dinge mitzuteilen.
Ansonsten fühlt sich MySpace an wie eine Großstadt: unbekannte Gesichter überall, aber auch unzählige konkrete Kommunikationsangebote, die praktisch alle Interessenbereiche abdecken. Ein guter Startpunkt zum Knüpfen von Kontakten sind die Gruppen. Sie funktionieren ähnlich wie Pinnwände. Und siehe da, es gab sogar eine Gruppe für Astrobiologie. Die hat zwar nur rund ein Dutzend aktive Mitglieder und schläft bisweilen wochenlang ein, aber mit der Ankündigung meines Buchs konnte ich sie zeitweise aufwecken. Ein leicht exzentrisch anmutendes Mitglied entpuppte sich als Professor an einer US-Universität, der sich prompt ein Ansichtsexemplar anforderte, um womöglich einen eigenen Kurs darüber zu veranstalten.
Neben Gruppen für konventionellere Gebiete wie Chemie, Biochemie und Mikrobiologie habe ich solche aufgesucht, die meinen musikalischen und sonstigen kulturellen Vorlieben entsprechen. Manchmal akzeptierte ich dabei auch Freundschaftsangebote, die mir etwas merkwürdig vorkamen, aber irgendwie muss man sich ja hocharbeiten. Und so verfüge ich heute mit 72 Freunden schon über ein ansehnliches Beziehungsnetz in den Weiten des virtuellen Weltalls.
Zum echten MySpace-Erlebnis gehört natürlich auch ein Blog. So ein elektronisches Tagebuch ist unendlich praktisch. Neben den regelmäßigen Produktionen meiner kleinen Prosafabrik kann ich Links, Bilder, ganze Artikel, Rezensionen meiner Bücher – halt alles, was so anfällt – einfach schwupps hineinkopieren. Und es finden sich sogar Leute, die das lesen. Inzwischen bringt es mein MySpace-Blog auf mehr Klicks als die Hauptseite meiner seit zehn Jahren etablierten Website.
Was fehlt mir noch zu meinem Weltraumglück? Tja, tapezieren müsste ich meine Raumstation mal. Wenn man sich so umschaut, hat fast jeder einen interessant gestalteten Hintergrund auf seiner Seite, nur meiner ist noch in der Standardversion. Aber bald ...
Michael Groß
Diesen Artikel finden Sie auch in Spektrum der Wissenschaft, Ausgabe Juni 2007, die ab 29. Mai im Handel ist.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben