Tagebuch: Texus 44, die dritte: Eine Stadt zieht um
Was tut man, wenn eine Rakete, auf deren Start man wartet, wegen schlechten Wetters einfach am Boden bleibt? Richtig: Man schaut, was die Gegend sonst noch zu bieten hat. Die nordschwedische Stadt Kiruna, in deren Nähe der Raketenstartplatz Esrange liegt, ist abhängig vom Erz und damit eng an die schwedische Grubengesellschaft LKAB gebunden. Diese ist nicht nur der größte Arbeitgeber Kirunas, sondern prägt durch Schenkungen – etwa einer im Jahr 1912 errichteten Kirche – auch das Stadtbild.
Mittlerweile entwickelt sich die Erzförderung allerdings zu einer immer größeren Gefahr. Denn der Abbau verursacht Risse im Untergrund, die die Sicherheit der darüber liegenden Gebäude gefährden. Um die Menschen vor Einstürzen zu schützen, plant die Verwaltung deshalb einen weiträumigen Umzug: Große Teile der Stadt – darunter auch das Zentrum – sollen um etwa vier Kilometer auf sicheres Terrain verschoben werden.
Entscheidend aber war die Anbindung an das Eisenbahnnetz, wodurch sich neue Möglichkeiten zum Transport des Rohstoffes eröffneten. Über die Erzbahn erreichen die Rohstoffe den Hafen im norwegischen Narvik, um von dort in die ganze Welt verschifft zu werden. Dadurch stieg die Nachfrage und lockte immer mehr Menschen in den Norden Schwedens. Bis heute wurden in Kiruna knapp eine Milliarde Tonnen Roherz gewonnen. Mittlerweile stammt die Förderung vor allem aus einer schier unerschöpflichen Erzgrube, die etwa einen Kilometer unterhalb des Gipfels des Kiirunavaara liegt.
Abgebaut wird das Erz in einer Ader, die schräg unterhalb der Stadt verläuft. Dabei treiben die Arbeiter die Stollen immer weiter voran: Jede Nacht gegen ein Uhr erschüttern die Stadt heftige Detonationen. Durch solch gezielte Sprengungen wollen die Arbeiter noch mehr des kostbaren Sprengstoffs gewinnen. Seit einigen Jahren gibt die Erde an manchen Stellen jedoch nach, sodass eine Verlegung der Stadt aus Sicherheitsgründen unumgänglich geworden ist.
Sollte der Umzug gelingen, stehen die Zukunftschancen für Kiruna gar nicht schlecht: Denn wie tief der Erzkörper in den Berg hinabreicht, ist noch gar nicht abzuschätzen. Ein Ende ist bislang jedenfalls noch nicht in Sicht.
Gleiches scheint mittlerweile auch für die Wartezeit auf den Texus-Start zu gelten. Entgegen den optimistischen Wetter-Prognosen machte der Wind den Forschern auch heute wieder einen Strich durch die Rechnung. Schon früh war klar, dass der Count-down ein weiteres Mal abgebrochen werden musste. Nächstmöglicher "Launch": Dienstagmorgen.
Christoph Marty
Mittlerweile entwickelt sich die Erzförderung allerdings zu einer immer größeren Gefahr. Denn der Abbau verursacht Risse im Untergrund, die die Sicherheit der darüber liegenden Gebäude gefährden. Um die Menschen vor Einstürzen zu schützen, plant die Verwaltung deshalb einen weiträumigen Umzug: Große Teile der Stadt – darunter auch das Zentrum – sollen um etwa vier Kilometer auf sicheres Terrain verschoben werden.
Andernfalls müsste Kiruna den Erzabbau einstellen, was wohl ihrem wirtschaftlichen Ruin gleichkäme. Denn ihre Entwicklung ist seit jeher eng mit der LKAB und der Erzförderung verbunden, denn schon seit 1890 lässt der Konzern hier Erz abbauen. Parallel dazu entstanden die ersten Häuser, um die Bergarbeiter vor der eisigen Kälte zu schützen. Anfangs wurde das Erz noch über Tage gewonnen – auch im Winter bei Temperaturen weit unterhalb des Gefrierpunkts. Es besteht aus fast reinem Magnethit mit einem Eisengehalt zwischen 60 und 80 Prozent.
Entscheidend aber war die Anbindung an das Eisenbahnnetz, wodurch sich neue Möglichkeiten zum Transport des Rohstoffes eröffneten. Über die Erzbahn erreichen die Rohstoffe den Hafen im norwegischen Narvik, um von dort in die ganze Welt verschifft zu werden. Dadurch stieg die Nachfrage und lockte immer mehr Menschen in den Norden Schwedens. Bis heute wurden in Kiruna knapp eine Milliarde Tonnen Roherz gewonnen. Mittlerweile stammt die Förderung vor allem aus einer schier unerschöpflichen Erzgrube, die etwa einen Kilometer unterhalb des Gipfels des Kiirunavaara liegt.
Abgebaut wird das Erz in einer Ader, die schräg unterhalb der Stadt verläuft. Dabei treiben die Arbeiter die Stollen immer weiter voran: Jede Nacht gegen ein Uhr erschüttern die Stadt heftige Detonationen. Durch solch gezielte Sprengungen wollen die Arbeiter noch mehr des kostbaren Sprengstoffs gewinnen. Seit einigen Jahren gibt die Erde an manchen Stellen jedoch nach, sodass eine Verlegung der Stadt aus Sicherheitsgründen unumgänglich geworden ist.
Von den Umzugsplänen betroffen sind alle größeren Gebäude, darunter etwa die älteste Kirche Kirunas. Priorität besitzt allerdings der Bau einer neuen Eisenbahnstrecke für den Transport der Rohstoffe. Die alten Holzhäuser sollen auf großen Anhängern abtransportiert werden, während größere Gebäude wie die Stadthalle zunächst in Teile zerlegt werden müssen. Insgesamt müssen bis 2023 1700 bis 3000 Menschen ihre Häuser verlassen. Die Proteste gegen den Umzug halten sich dennoch in Grenzen. Denn trotz des zunehmenden Tourismus könnte Kiruna ohne das Erz nicht überleben.
Sollte der Umzug gelingen, stehen die Zukunftschancen für Kiruna gar nicht schlecht: Denn wie tief der Erzkörper in den Berg hinabreicht, ist noch gar nicht abzuschätzen. Ein Ende ist bislang jedenfalls noch nicht in Sicht.
Gleiches scheint mittlerweile auch für die Wartezeit auf den Texus-Start zu gelten. Entgegen den optimistischen Wetter-Prognosen machte der Wind den Forschern auch heute wieder einen Strich durch die Rechnung. Schon früh war klar, dass der Count-down ein weiteres Mal abgebrochen werden musste. Nächstmöglicher "Launch": Dienstagmorgen.
Christoph Marty
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