Direkt zum Inhalt

Weltraumbiologie: Hartgesottene Raumfahrer

Bärtierchen
Die etwa einen Millimeter großen, achtbeinigen Bärtierchen, Verwandte der Glieder- und Stummelfüßer, gelten als sehr strapazierfähig: Wenn ihr Lebensraum austrocknet, können sie jahrelang in einem todesähnlichen Zustand überdauern. Deshalb wollten Forscher um Ingemar Jönsson von der Högskolan Kristianstad (Schweden) kürzlich wissen, ob die Überlebenskünstler auch Weltraumbedingungen verkraften. Dazu ließen sie im September 2007 zwei Spezies, Richtersius coronifer und Milnesium tardigradum, zehn Tage lang mit der unbemannten russischen Raumkapsel FOTON-M3 in 270 Kilometern Höhe um die Erde kreisen. In getrockneter Form wurden die Tierchen dort dem Vakuum und der Kälte des Weltalls ausgesetzt – und überlebten fast alle.

Erst als die Forscher auch noch die hochenergetische UV-Strahlung der Sonne ungefiltert auf sie einwirken ließen, war für die meisten Bärtierchen die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht. Einige wenige Exemplare von M. tardigradum aber überstanden selbst diese Tortur. Zurück auf der Erde waren sie nach einem Wasserbad quicklebendig und konnten sich sogar wieder fortpflanzen.

Diese Resistenz ist, wie die Forscher nun in der Fachveröffentlichung ihres Experiments schreiben, eine kleine Sensation. Schließlich weiß man, dass UV-Licht Zellgewebe und das genetische Material zerstört und Mikroorganismen abtötet. Bislang war auch kein Tier bekannt, das Weltraumbedingungen unbeschadet übersteht. Jönsson und seine Kollegen spekulieren, dass ein bislang unbekannter Zellreparaturmechanismus für die Unverwüstlichkeit der Bärtierchen verantwortlich sein könnte.

Vera Spillner

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.