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Meteorologie: Was wiegen Wolken?

Kann so etwas Flauschig-Weiches überhaupt viel wiegen? Es kann. Der federleichte Anblick der Wolken führt uns gewaltig in die Irre.
Schäfchenwolken an einem sonnigen Tag

Sie wirken leicht wie Zuckerwatte, wenn sie am Himmel schweben, und wie ein weiches Nichts, wenn ein Flugzeug sie durchquert: Wolken. Da kann man sich kaum vorstellen, dass sie überhaupt etwas wiegen sollen. Und erst recht nicht 1000 Tonnen.

Dabei ist es gar nicht so einfach, das Gewicht einer Wolke zu bestimmen. Schließlich kann man sie nicht einfach auf eine Waage stellen. Meteorologen berechnen aber mit Hilfe der Größe einer Wolke und der enthaltenen Wassermenge einen Näherungswert. Eine Schönwetterwolke enthält nur ungefähr ein Gramm Wasser pro Kubikmeter. Das klingt erst einmal sehr leicht.

Ausschlaggebend ist jedoch die immense Größe des Gebildes. Leider sind Wolkenformen zu komplex, als dass man immer ihre genauen Maße bestimmen könnte. Wenn bei Regenwetter der Himmel mit großen, dunklen Wolken verhangen ist, lässt sich nicht einmal sicher sagen, wo die eine aufhört und die andere anfängt. Und selbst Einzelwolken sind so unterschiedlich in ihrer Form, dass pauschale Größen- oder Gewichtsangaben unmöglich sind.

Bleiben wir deshalb beim Beispiel einer Schönwetterwolke, einem Cumulus. Diese Wolken haben meist klare Begrenzungen, was die Schätzungen vereinfacht. "Ein mittlerer Cumulus kann problemlos einen Kubikkilometer groß sein", sagt Thomas Leisner, Direktor des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung am Karlsruher Institut für Technologie. "Das macht eine Milliarde Kubikmeter mit Wassertropfen, die dann insgesamt 1000 Tonnen wiegen." Und so wird aus der Zuckerwatte-Wolke eine schwebende Wassermasse fast so schwer wie 800 Autos.

Doch so gewichtig das klingt, es ist fast nichts im Vergleich zu den Wolken tropischer Regionen. Weil dort die Luft wärmer ist, speichern sie mehr Wasser: Bis zu sieben Gramm sind es pro Kubikmeter. Folglich sind sie im Schnitt siebenmal schwerer als Wolken hier zu Lande.

All das verblasst noch im Vergleich zu Gewitterwolken, den monströsen Cumulonimbus. Sie türmen sich mitunter elf Kilometer hoch auf und messen ebenso viel im Durchmesser. Besonders große Exemplare bringen es dadurch auf mehrere Millionen Tonnen Wasser.

Und wie kommt es, dass diese schweren Ungetüme nicht einfach vom Himmel fallen? Das liegt daran, dass Wolken aus unzähligen winzigen Wassertröpfchen bestehen, die gerade einmal zehn Mikrometer Durchmesser haben. Das ist noch viel feiner als die Tropfen aus einem herkömmlichen Wasserzerstäuber. Allerdings würden auch diese winzigen Tröpfchen langsam zur Erde fallen. Wolken entstehen aber durch warme, aufsteigende Luft, so bekommen sie automatisch Aufwind. Erst wenn die Wolken noch viel mehr Wasser gesammelt haben, werden sie zu schwer und fallen schließlich herab: Es fängt an zu regnen.

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