Direkt zum Inhalt

Gute Nacht - die Kolumne für besseren Schlaf: Schlafen Sie sich gesund

Im Schlaf lernt und arbeitet das Immunsystem. Doch ausgerechnet bei Krankheit schlafen Menschen schlechter. Was hilft?
Ein erkälteter Mann liegt auf einer grauen Couch und schläft. Auf dem Tisch davor liegen benutzte Taschentücher. Der Mann europäischer Abstammung hat braune Haare und einen grauen Bart und ist mit einer grauen Decke zugedeckt.
Wer erkältet ist, schläft meist auch schlecht. Dabei wäre guter Schlaf doch gesundheitsfördernd.
Ob für das Lernen, die Laune oder die Gesundheit – guter Schlaf ist lebenswichtig. Doch leider klagen viele Menschen über Schlaflosigkeit oder Schlafprobleme. In dieser Kolumne wollen wir regelmäßig auf deren Hintergründe eingehen und Tipps geben, wie Sie (wieder) besser ein- und durchschlafen.

»Schlafen Sie sich gesund«, das ist der gute Ratschlag, der Patientinnen und Patienten auf den Weg gegeben wird, wenn sie mit gelbem Schein und einem Rezept für Symptomtherapie aus der Hausarztpraxis verabschiedet werden. Gegen Virusinfekte kann die Medizin nur wenig tun, da muss der Körper selbst ran. Und das kann er am besten im Schlaf, das beobachten Fachleute schon seit Langem: Wer wenig schläft, dessen Körper dient einem Virus länger als Wirt, berichtete »Nature of Science and Sleep« nach der Covid-Pandemie. Schlaf unterstützt außerdem die T-Lymphozyten, im Thymus gereifte weiße Blutkörperchen, und damit einen wichtigen Teil der Immunantwort.

Diese T-Lymphozyten, auch T-Zellen genannt, heften sich während eines Virusinfekts an befallene Zellen. Und wenn wir gut schlafen, dann können sie das besser. Für das Epstein-Barr-Virus und das insbesondere in der Schwangerschaft gefährliche Zytomegalie-Virus konnte der Mechanismus dahinter bereits aufgeklärt werden. Betroffen sind die Integrine, Transmembranproteine, die in Zellmembranen vorkommen und die von den T-Zellen erkannt werden. Sie sind wichtig, damit das Immunsystem befallene Zellen finden und unschädlich machen kann.

Schlafen wir schlecht, hindern Adrenalin und Adenosin diese Integrine an ihrer Arbeit. In der Folge können die T-Zellen vom Virus befallene Zellen schlechter aufspüren. Deshalb genesen Menschen schneller, wenn sie gut schlafen und schlechter, wenn sie es nicht tun, beobachtete eine Forschungsgruppe um Stoyan Dimitrov von der Universität Tübingen.

Der Schlaf beeinflusst sogar die Wirkung von Impfungen: Menschen bilden nach einer Impfung weniger Antikörper, wenn sie in den Tagen davor und danach wenig geschlafen hatten. Als Moderatoren für diesen Effekt werden Prolaktin und Somatropin diskutiert, Hormone, die der Körper im Schlaf vermehrt ausschüttet und die das Immunsystem anregen.

»Schlafen Sie sich doch selber gesund«

Und trotzdem hätte ich meiner Ärztin bei meiner letzten Virusinfektion gern gesagt, sie möge sich doch bitte selber gesund schlafen. Denn ich schlafe während Erkältungen schlecht – sehr schlecht. Im Frühjahr 2024 hustete ich mich drei Wochen lang durch die Nächte. Da lag nicht nur ich wach, sondern bald die ganze Familie.

Zwar schüttet der Körper während eines Infekts spezielle Zytokine aus: sehr kleine Proteine, die als Boten zwischen Zellen dienen. Während eines Infekts sind Zytokine unterwegs, die laut dem Neurobiologen James Krueger den Schlaf verbessern sollen. Rüttelt uns der Husten immer wieder wach, hilft das aber nicht. Nach der von der Techniker Krankenkasse initiierten Schlafstudie rauben Schmerzen, Auswirkungen von Medikamenten und andere gesundheitliche Probleme 20 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen regelmäßig den Schlaf. Von 100 Personen mit gesundheitlichen Problemen haben 40 Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen; bei Gesunden trifft dies nur 5 von 100.

Das geht mir nicht anders – und ich bin Schlafberaterin. Schlaf und Gesundheit sind für mich in besonderem Maß verknüpft, denn vom Kindesalter bis zum Beginn meiner 30er litt ich an einer schweren Schlafstörung. Die Folge: Ich war wirklich oft krank. Nach der Geburt meiner Tochter musste ich etwas ändern. Ich wandte mich an die Wissenschaft und fand zwar nicht das Geheimnis des Schlafs, aber erprobte und validierte Strategien.

Ruhe finden in unruhigen Nächten

Was sollten wir also tun, wenn wir uns trotz Krankheit gesund schlafen wollen?

  1. Komprimieren Sie Ihren Schlaf. Dieses Vorgehen wird in der kognitiven Verhaltenstherapie bei Insomnie, also Schlaflosigkeit, angewendet und ist seit langer Zeit bewährt. Intuitiv würden wir sagen: Bei Schlafmangel sollte man möglichst früh ins Bett gehen. Bitte tun Sie das Gegenteil. Ihre Chancen, durchzuschlafen, sind größer, wenn Sie richtig müde sind.
  2. Bekämpfen Sie Symptome. Die einen sind geneigt, den Körper bei Infekten machen zu lassen, die anderen wollen Ursachen bekämpfen, keine Symptome. Mediziner sehen das kritisch, denn auch die Symptome schwächen – durch Schlafentzug zum Beispiel. Dinge, die in manchen Kreisen in Verruf geraten sind, können bei richtiger Anwendung helfen. Nasenspray und Schmerzmittel sind dafür gute Beispiele. Richtige Anwendung bedeutet: klare Indikation, kurze Anwendung, korrekte Dosierung und kein plötzliches Absetzen. Anders gesagt: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und tun Sie, was sie sagt.
  3. Richten Sie sich ein. Wenn Sie krank genug sind, um schlecht zu schlafen, dann sind Sie auch krank genug, um Ihre Schlafbedingungen zu verändern. Diese Maßnahmen haben sich bewährt:
    • Schlafen Sie allein. Vor allem, wenn Sie der Typ sind, der andere nicht wecken möchte und deshalb starr und flach röchelnd im Bett liegt.
    • Schlafen Sie aufrecht. Ein zusätzliches Kissen oder ein Lattenrost, dessen Kopfteil Sie aufgestellt haben, entlasten Ihre Nebenhöhlen.
    • Nasendusche, inhalieren, Salzwasser gurgeln: All dies hilft ihren Schleimhäuten, gut in die Nacht zu kommen. Eine warme Dusche steigert Wohlbefinden und Müdigkeit.
    • Wenn Ihre Umgebung es zulässt: Öffnen Sie die Fenster und passen Sie Ihre Decke an die Temperatur an.

Ich wünsche Ihnen gute Besserung und glauben Sie mir: Ich fühle mit Ihnen. Aber es geht vorbei. Schlafen Sie sich gesund. Es ist nicht leicht, aber es funktioniert.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.