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Vince Ebert extrapoliert: Was wäre, wenn Weltretter gar nicht die Welt retten möchten?

In jeder Fußgängerzone springen Sie uns an: Junge, enthusiastische Menschen in Pandakostümen oder mit ökologischen Give-aways, die uns als Mitglieder ihrer Organisation gewinnen wollen. Dadurch werden wir die Wale retten, den Regenwald oder wahlweise die ganze Welt. Aber dürfen wir ihnen trauen? Vince Ebert wirft einen kritischen Blick auf die NGOs.
Der Kabarettist Vince Ebert

Früher war das alles noch viel ehrlicher. Ende der 1980er Jahre sind die Menschen erstmals für den Umweltschutz auf die Straße gegangen. Sie haben Krötentunnel gegraben, Pheromonfallen für Borkenkäfer aufgestellt und sich die Weissagung der Cree auf ihre Jeansjacke gebatikt: "Erst wenn der letzte Baum gerodet …"

Inzwischen ist die Umweltbewegung ein Massenphänomen. Selbst Aldi verkauft Biogemüse. Ökologie als Lebensphilosophie. Dabei ist die Ökologie ja eigentlich eine Wissenschaft. Ein Teilgebiet der Biologie, das sich der Erforschung der Wechselbeziehungen zwischen Organismen untereinander und mit ihrer Umwelt widmet. Als populäre Strömung hat sie inzwischen mit Wissenschaft so viel zu tun, wie die Jungfrauengeburt mit Gynäkologie. Der Münchener Ökologe Professor Josef H. Reichholf schreibt in seiner Streitschrift "Die falschen Propheten": "Der Ökologismus hat sich vor einem Dritteljahrhundert der Ökologie bemächtigt und zu einem religionsartigen Lebensmodell entwickelt, das uns in immer stärkerem Maße vorschreibt, was zu tun und zu lassen ist."

Viele der anfangs so idealistischen Öko-Davids haben sich längst zu knallhart operierenden, mächtigen Goliaths entwickelt, die ihre Aktionen mit Hilfe von PR-Profis, Controllern und effizient organisierten Rechtsabteilungen durchführen. Viele Umweltschutzorganisationen richten ihr Augenmerk immer weniger auf die dringendsten Umweltprobleme, sondern verfahren nach dem Gesichtspunkt: Welches Thema generiert die meisten Spendengelder? Es sind also weniger echte Wissenschaftler, die relevante Themen vorgeben, sondern so genannte "Kampagner", die sich in erster Linie Gedanken machen, wie man möglichst erfolgreiche Hypes inszeniert.

Noch vor 30 Jahren kämpften eine Hand voll Aktivisten todesmutig mit Schlauchbooten gegen die Ölindustrie. Heute kämpft eine millionenschwere Organisation mit Hubschraubern und Fernsehkameras gegen eine Hand voll norwegischer Fischerfamilien.

Allein die EU-Kommission finanzierte im Jahr 2015 die Ökolobby mit mehr als 1,2 Milliarden Euro. Trotz ihrer Größe und Macht sind diese Nichtregierungsorganisationen (NGOs) selten Gegenstand von Gesetzen, die für Transparenz, Auskunftspflicht, wahrheitswidrige Werbung und Haftung gewinnorientierter Gesellschaften gelten. Da NGOs in der Regel gemeinnützige Vereine sind, gelten für sie weder die ethischen Standards noch die Gesetze, nach denen sich gewinnorientierte Firmen zu richten haben. Während Konzerne verpflichtet sind, Informationen über Vorstandsgehälter, interne Geschäfte mit Mitgliedern oder des Aufsichtsrats ihren Aktionären und Behörden vorzulegen, müssen NGOs dies nicht tun. Und das, obwohl ihre ethische Leistungsbilanz oft ganz anders aussieht.

Können Sie sich noch an den Skandal um Brent Spar erinnern? Greenpeace behauptete damals, dass die Ölplattform so stark mit Giftstoffen belastet wäre, dass eine Versenkung im Meer das Ökosystem dort hochgradig belasten würde. Die Behauptungen über die Schadstoffe waren nachweislich aus der Luft gegriffen, und die Umweltorganisation entschuldigte sich später dafür. Dennoch wurde das Ungetüm für 60 Millionen Euro an Land entsorgt. Hätte man es stattdessen im Nordatlantik versenkt, wäre es sehr schnell zu einem Lebensraum für Meerestiere geworden. Salopp gesagt hat Greenpeace den Shell-Konzern gezwungen, 60 Millionen Euro für die Zerstörung eines seltenen Korallenriffs auszugeben.

Natürlich sind keineswegs alle Maßnahmen von Umweltverbänden effekthascherisch, kriminell oder ineffektiv. Und natürlich können selbst die sinnvollsten Umweltschutzprogramme versagen. Das ist allein noch keine Schande. Im Leben versagen viele Dinge, wie jeder weiß, der über 40 ist und Körperteile hat. Aber ein wenig Skepsis gegenüber den selbsternannten Weltrettern wäre nicht schlecht. Doch viele Menschen, die keinem Großkonzern über den Weg trauen, glauben im Gegenzug ungefragt und ohne irgendeinen Einwand alles, sofern es nur von Robin Wood, Friends of the Earth oder der Deutschen Umwelthilfe kommt. Ich glaube, wenn einer ihrer Pressesprecher morgen verkünden würde "Die Erde ist eine Scheibe!", würden viele nicht mehr zur Arbeit fahren, aus Angst hinter der Ortsgrenze über die Kante zu rutschen.

Neulich kam ich übrigens mal in der Fußgängerzone mit einem jungen Umweltschützer ins Gespräch. Als ich ihn fragte, warum seine Organisation denn immer nur gegen Pelzmäntel demonstriert, aber nie gegen Lederbekleidung, zuckte er mit dem Schultern: "Weil man ältere Damen risikoloser anpöbeln kann als die Hells Angels!"

Unter www.vince-ebert.de finden Sie mehr zum wissenschaftlichen Denken. Mit seinem Erfolgsprogramm "Zukunft is the Future" ist Vince Ebert deutschlandweit auf Tour.

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