Lexikon der Neurowissenschaft: Determinismus
Determinismusm [von latein. determinare = bestimmen; Adj. deterministisch],E determinism, 1) allgemein: jede Auffassung bzw. Lehre, die in einem Ursachen- bzw. Bedingungsgefüge einen Faktor als allein oder überwiegend bestimmend ansieht; Beispiele siehe Zusatzinfo . 2) Philosophie: a) wissenschaftlicher Determinismus, die Kombination der beiden ontologischen Thesen, wonach nichts aus dem Nichts entsteht und nichts in das Nichts vergeht (Prinzip des Hervorbringens) und wonach sich alles gesetzmäßig und aufgrund bereits existierender Vorbedingungen ereignet (Prinzip der Gesetzmäßigkeit). Der wissenschaftliche Determinismus beinhaltet nicht die erkenntnistheoretische These der vollständigen Voraussagbarkeit zukünftiger Ereignisse. Auch schließt er nach Auffassung naturalistischer Philosophen nicht die Existenz eines freien Willens aus. Determination, Naturalismus, Willensfreiheit. b) klassischer oder mechanistischerDeterminismus, die ontologische These (z.B. vertreten durch P.S. Laplace), nach der der Zustand der Welt zu einem bestimmten Zeitpunkt nur eine mögliche Zukunft bestimmt, begleitet von der erkenntnistheoretischen These, daß deshalb die Zukunft aus der genauen Kenntnis eines gegebenen gegenwärtigen oder vergangenen Zustands der Welt exakt vorhergesagt werden kann. Durch die Entwicklung der Quanten- und Chaostheorie (Chaos; Quantentheorie) ist der klassische Determinismus unhaltbar geworden, nicht jedoch der wissenschaftliche Determinismus allgemein, denn sowohl das Chaos (im Sinne der modernen Chaostheorie) ist eine Form der Gesetzmäßigkeit und damit der Determination als auch bestimmte Formen des Zufalls (Statistik, Wahrscheinlichkeit). c) kausaler Determinismus, die These, wonach jedes Ereignis eine Ursache hat; läßt die Existenz unverursachter (zufälliger, spontaner) Ereignisse außer acht, wie z.B. das spontane Feuern von Nervenzellen, den radioaktiven Zerfall oder Selbstorganisation, und ist so lediglich ein Spezialfall des wissenschaftlichen Determinismus. Der wissenschaftliche Determinismus reduziert sich also nicht auf den kausalen Determinismus, d.h., er läßt auch nichtkausale Determinanten zu, wie z.B. Zwänge und Zufallsfaktoren.
Lit.:Bunge, M.: Kausalität – Geschichte und Probleme. Tübingen 1987.
Determinismus
genetischer Determinismus:
die Auffassung, wonach Organismen ausschließlich oder zumindest überwiegend von ihren Genen bestimmt werden
biologischer Determinismus:
die These, nach der der Mensch ausschließlich oder überwiegend von seiner biologischen Natur bestimmt wird und nicht von seiner sozialen bzw. kulturellen Umwelt
kultureller Determinismus:
die These, nach der der Mensch von den sozialen bzw. kulturellen Umständen (Kultur) bestimmt wird und nicht von seinen eigenen Aktivitäten, geschweige denn genetischen Dispositionen
rassischer Determinismus:
die These, nach der das, was einen Menschen ausmacht, entscheidend von seiner Rassenzugehörigkeit abhängt
geographischer Determinismus:
die These, wonach die Organisation einer Gesellschaft von den landschaftlichen Gegebenheiten bestimmt wird
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