Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Burnout: Mäßigt euch!

Betriebe haben es in der Hand, dem Ausbrennen ihrer Mitarbeiter vorzubeugen. Hier helfen vor allem: Vernunft und Achtsamkeit.
Bürofassade

"Ab heute mach ich Dienst nach Vorschrift!" Das klingt in unserer leistungsbezogenen Gesellschaft nach einer Drohung und nicht nach dem Versprechen, seine Aufgaben angemessen zu erfüllen. Denn Unternehmen fordern meist mehr: überdurchschnittliches Engagement, Begeisterung, Flexibilität und die Bereitschaft, Überstunden zu machen. Zu viel davon ist allerdings ungesund. Überforderte wie auch überengagierte Mitarbeiter drohen auszubrennen.

Ein Wechselspiel aus persönlicher Veranlagung und Einstellung sowie den äußeren Bedingungen treibt Arbeitnehmer in die Burnout-Spirale: Maßlose Leistungsbereitschaft auf Seiten des Angestellten trifft auf maßlose Anforderungen. Eine geringe Abgrenzungsfähigkeit trifft auf den Trend zur Dauererreichbarkeit. Hinzu kommen permanente Umstrukturierungen und Unsicherheit durch befristete Beschäftigungsverhältnisse. Irgendwann wird der Arbeitnehmer zum Spielball all der Anforderungen, denen er gerecht zu werden versucht.

Burnout ist eine Stressreaktion, die sich schleichend über eine längere Zeit, manchmal sogar über mehrere Jahre hinweg entwickelt und sich unbehandelt zunehmend verschärft. Es beginnt mit körperlicher und emotionaler Erschöpfung – etwa chronischer Müdigkeit und Verstimmtheit – und kann sich nach längerer Zeit zu massiven körperlichen Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes auswachsen. Sukzessive bleibt vieles auf der Stecke: Leistung, Motivation und Kreativität ebenso wie die emotionale Schwingungsfähigkeit, also die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden, die einer Situation angemessen sind. Je mehr sich die Symptomatik auf alle Erlebens- und Handlungsbereiche ausweitet, umso größer wird das Risiko, eine ausgewachsene Depression zu entwickeln.

Stehen die Betroffenen am Anfang der Abwärts­spirale, lässt sich noch viel mit Maßnahmen wie Auf­klärung, Achtsamkeitstrainings, Kurse für besseres Stressmanagement sowie Umgestaltung der Arbeitsbedingungen erreichen ...

Dieser Artikel beruht auf einen am 13. Mai 2015 gehaltenen Vortrag des 19. Berliner Kolloqiums der Daimler und Benz Stiftung.

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist Dossier - 1/2025 - Geistig fit - Wie wir Erkrankungen des Gehirns vorbeugen können

Gehirn&Geist – Geistig fit - Wie wir Erkrankungen des Gehirns vorbeugen können

Warum erkranken manche Personen an einer Depression, Angststörung, Parkinson, multipler Sklerose oder Demenz und warum bleiben andere gesund, sogar, wenn sie familiär vorbelastet erscheinen? Mit diesem Themenkomplex beschäftigen sich immer mehr Forschungsteams. Eine wichtige Erkenntnis lautet: Die Gesundheit des Gehirns hängt eng mit der Gesundheit des restlichen Körpers zusammen. Ernährung, Bewegung, guter Schlaf und ein gesunder Lebensstil haben Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit und die Gesundheit des Gehirns.

Gehirn&Geist Highlights - 1/2025 - Resilienz - Was stärkt uns für schwierige Zeiten?

Gehirn&Geist – Resilienz - Was stärkt uns für schwierige Zeiten?

Zum Leben gehören neben Höhen auch Tiefen. Wie können wir solche negativen Ereignisse überstehen? Erfahren Sie, wie Stress den Darm trifft und was hilft, die Beschwerden zu lindern. Warum ältere Menschen oft stressresistenter sind und was jeder daraus lernen könnte. Wann uns ein Trauma nicht zerbricht, sondern wir am Widerstand wachsen. Wie Genussfähigkeit mit negativen Gefühlen, Leistung und Lebenserfolg zusammenhängt. Warum Tanz und Musik wie Lebenselixiere wirken. Oder ob Haustiere uns wirklich glücklich machen. Unveränderter Nachdruck von Gehirn&Geist Dossier 1/2024

Spektrum - Die Woche - 47/2024 - Mehrere Higgs-Teilchen vor dem Aus?

Spektrum - Die Woche – Mehrere Higgs-Teilchen vor dem Aus?

2012 wurde der Nachweis des Higgs-Teilchens vom CERN bekannt gegeben, seitdem wird fleißig weiter geforscht. Warum gibt es mehr Materie als Antimaterie? Was ist Dunkle Materie? Diese und weitere Fragen behandeln wir in unserer Titelgeschichte. Außerdem: Die seelische Gesundheit unserer Kinder.

Gehirn&Geist – Geistig fit - Wie wir Erkrankungen des Gehirns vorbeugen können

Warum erkranken manche Personen an einer Depression, Angststörung, Parkinson, multipler Sklerose oder Demenz und warum bleiben andere gesund, sogar, wenn sie familiär vorbelastet erscheinen? Mit diesem Themenkomplex beschäftigen sich immer mehr Forschungsteams. Eine wichtige Erkenntnis lautet: Die Gesundheit des Gehirns hängt eng mit der Gesundheit des restlichen Körpers zusammen. Ernährung, Bewegung, guter Schlaf und ein gesunder Lebensstil haben Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit und die Gesundheit des Gehirns.

  • Quellen und Literaturtipps

Literaturtipps

Burisch, M: Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung. Springer, Heidelberg 2014
Der Organisationspsychologe Matthias Burisch schildert etliche Fallbeispiele und liefert Tipps zur Selbsthilfe.

Hillert, A., Marwitz, M.: Die Burnout-Epidemie oder: Brennt die Leistungsgesellschaft aus? C.H. Beck, München 2006
Der Psychiater Andreas Hillert und der Psychotherapeut Michael Marwitz analysieren die Hintergründe eines häufigen Syndroms.


Quellen

Badura, B.et al. (Hg.).: Fehlzeiten-Report 2012. Gesundheit in der flexiblen Arbeitswelt: Chancen nutzen - Risiken minimieren. Springer, Berlin, Heidelberg, New York 2012

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Stressreport Deutschland 2012. Psychische Anforderungen, Ressourcen und Befinden. Dortmund, Berlin, Dresden 2012

Bahamondes Pavez, C. et al.: Stabilität und Flexibilität - Ressourcen zur nachhaltigen Erhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden. In: Badura, B. et al. (Hg.): Fehlzeiten-Report 2012. Gesundheit in der flexiblen Arbeitswelt: Chancen nutzen - Risiken minimieren. Springer, Berlin, Heidelberg, New York 2011, S. VII-XII

Ducki, A. et al.: Betriebliche Prävention von Burn-out. Beispiel Vattenfall Europe Sales. In: Supervision 30, S. 12-22, 2012

Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V.: Präventionsbericht 2014. Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung: Primärprävention und betriebliche Gesundheitsförderung. Berichtsjahr 2013. Essen 2014

Moldaschl, M.: "Die werden zur Hyäne" - Erfahrungen und Belastungen in neuen Arbeitsformen. In: Moldaschl, M., Schultz-Wild, R. (Hg.): Arbeitsorientierte Rationalisierung. Fertigungsinseln und Gruppenarbeit im Maschinenbau. Campus, Frankfurt/Main, New York 1994, S. 105-149

Park, H. I. et al.: Job Control and Burnout: A Meta-Analytic Test of the Conservation of Resources Model. In: Applied Psychology 63, S. 607-642, 2014

Rau, R., Buyken, D.: Der aktuelle Kenntnisstand über psychische Erkrankungsrisiken durch psychische Arbeitsbelastungen. Ein systematisches Review über Metaanalysen und Reviews. In: Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie 59, S. 113-129, 2015

Sonnentag, S., Fritz, C.: Recovery from Job Stress: The Stressor-Detachment Model as an Integrative Framework. In: Journal of Organizational Behavior 36, S. S72-S103, 2015

Sonnentag, S. et al.: Reciprocal Relations Between Recovery and Work Engagement: The Moderating Role of Job Stressors. In: Journal of Applied Psychology 97, S. 842-853, 2012

Walter, U. et al: Burn-out wirksam präventieren? Ein systematischer Review zur Effektivität individuumbezogener und kombinierter Ansätze. In: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 55, S. 172-182, 2012

Westman, M., Etzion, D.: The Impact of Short Overseas Business Trips on Job Stress and Burnout. In: Applied Psychology 51, S. 582-592, 2002

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.