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Psychologie: Zu früh zum Lernen

In Deutschland beginnt die Schule traditionell um acht Uhr – für viele Kinder ist das eine Qual. Vor allem in der Pubertät geht die innere Uhr nach. ­Chronobiologen fordern daher einen späteren Unterrichtsbeginn.
Ein Junge in einem grünen T-Shirt reibt sich verschlafen die Augen, während er einen roten Wecker in der Hand hält. Der Hintergrund ist unscharf mit einem gepunkteten Muster.

Erinnern Sie sich noch an Ihre Schulzeit? Genau: Das war die Phase Ihres Lebens, in der der Wecker grundsätzlich mitten in der Nacht klingelte. Beim Frühstück bekamen Sie vor ­Müdigkeit keinen Bissen herunter. Anschließend dämmerten Sie im Schulbus dem Unterrichts­beginn entgegen. Die ersten Stunden waren eine Qual, und an das korrekte Lösen von quadratischen Gleichungen war vor der großen Pause nicht zu denken.

Wenn es Ihnen damals so ging, befinden Sie sich in bester Gesellschaft. Laut einer Studie aus dem Jahr 2012 schlafen zwei von drei Jugendlichen zu wenig. Wissenschaftler der Universität Marburg und des Dillenburger Instituts für Gesundheitsförderung & -forschung hatten 8800 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 25 Jahren zu ihren Schlafgewohnheiten befragt. Das Ergebnis: Im Durchschnitt schliefen die Studienteilnehmer während der Woche nur etwas mehr als sechseinhalb Stunden pro Nacht, jeder fünfte sogar weniger als sechs Stunden. Zum ­Vergleich: Laut aktueller Expertenempfehlung sollten sich Teenager zwischen 14 und 17 Jahren mindestens acht bis zehn Stunden Nachtruhe gönnen, junge Erwachsene immerhin noch sieben bis neun Stunden. Kein Wunder also, dass zwei Drittel der Befragten angaben, sich tagsüber weder fit noch leistungs­fähig zu fühlen.

Sollen sie doch früher ins Bett gehen, denken viele Erwachsene. Dann können sie morgens auch frisch und munter zur Schule kommen. ­"Disko-Hypothese" nennt Till Roenneberg von der Ludwig-Maximilians-Universität in München diese Argumentation – denn dahinter stehe die Annahme, dass Jugendliche absichtlich die Nacht zum Tag machen. Als Chronobiologe beschäftigt sich Roenneberger mit biologischen Rhythmen wie dem Schlaf-wach-Zyklus. Für ihn ist die ­Forderung, Schüler müssten ihr Schlafverhalten ­ändern, nicht haltbar. Denn die Forschung zeigt: Teenager können gar nicht eher schlafen, sie sind dann einfach noch nicht müde. Vielmehr beginne der Unterricht viel zu früh. "Für Schüler, die um acht oder früher in der Schule sein müssen, startet der Unterricht biologisch gesehen mitten in der Nacht", sagt der Münchner Wissenschaftler. Und das hat gravierende Folgen für Lern­erfolg und Gesundheit. ...

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