Genetik: Die Besiedelung Australiens
Mit Hilfe von Genanalysen haben Wissenschaftler rekonstruiert, wann die Ureinwohner Australiens den Kontinent betraten und wie sie sich darauf ausbreiteten. Überraschenderweise blieben viele der Gruppen lange Zeit in sich geschlossen und lebten zehntausende Jahre am gleichen Ort, berichtet das Team um Alan Cooper von der University of Adelaide.
Die Forscher analysierten Haarproben von 111 Ureinwohnern, die von ihrer Universität zwischen 1920 und 1970 mit dem Einverständnis der Teilnehmer gesammelt worden waren. Aufschluss über das Siedlungsverhalten gab die mitochondriale DNA (mtDNA). Dieses Erbgut befindet sich nicht im Zellkern, sondern in Zellorganellen – den Mitochondrien – und wird daher nur von der Mutter weitervererbt. Deshalb eignet es sich gut zur Rekonstruktion von Verwandtschaftsbeziehungen. Da in der mtDNA regelmäßig neue Mutationen hinzukommen, kann man mit ihrer Hilfe grob ermitteln, wann sich Gruppen getrennt haben.
Die Vorfahren der heutigen Aborigines sind demnach in einer einzelnen Gruppe vor etwa 50 000 Jahren aus Asien eingewandert. Damals bildeten Australien und Neuguinea noch einen gemeinsamen Kontinent namens Sahul. Der Analyse von Coopers Team zufolge bevölkerten die Menschen die Landmasse innerhalb von 10 000 Jahren entlang der West- und Ostküste. Dabei ließ sich immer wieder ein Teil von ihnen nieder.
Wären diese Stämme – wie in vielen anderen Teilen der Welt – nach einer Weile weitergewandert, wären sie auf Nachbarpopulationen gestoßen, was vermutlich zu einer Vermischung des Genpools geführt hätte. Dass dies nicht der Fall war, deckt sich mit früheren Beobachtung von Linguisten: Ihnen war aufgefallen, dass sich viele Sprachen auf dem Kontinent über sehr lange Zeiträume isoliert entwickelt haben.
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