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Interview: Korallen als Klimatagebuch

Henry C. Wu leitet die Arbeitsgruppe Korallen-Klimatologie am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen. Im Gespräch mit »Spektrum« erklärt er, warum Korallenriffe wichtige Archive unserer jüngsten Klimageschichte sind.

Herr Wu, was erzählen Korallen über das Klima der Vergangenheit?

Henry C. Wu: Am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) arbeiten wir mit Hartkorallen, die bis zu fünf Meter große Strukturen bilden. Diese so genannten massiven Korallen können gut 500 Jahre alt werden und wachsen kontinuierlich. Dabei filtern sie Nährstoffe und andere gelöste Substanzen aus dem Meerwasser, dessen Zusammensetzung auf diese Weise in ihrem Skelett gespeichert wird. Somit zeichnen sie etwa die Temperatur und den Salzgehalt des Ozeans auf. Der Vorteil von Korallen ist, dass sie es uns erlauben, saisonale Veränderungen nachzuvollziehen. Manche wachsen 1,5 Zentimeter pro Jahr – was ziemlich schnell ist für diese Tiere. Analysiert man jeden Millimeter des Skeletts, erhält man eine monatlich aufgelöste Klimageschichte.

Wie genau funktioniert dieses »Korallenthermometer«?

Hartkorallen bestehen aus Kalziumkarbonat (CaCO3). Während des Wachstums bauen sie gelöstes Kohlenstoffdioxid (CO2) sowie Wassermoleküle (H2O) in ihr Kalkskelett ein. Je nach Temperatur und Salzgehalt verändert sich die Zusammensetzung der Sauerstoffisotope. So reichert sich im Ozean das schwere Sauerstoffisotop 18O an, weil H2O-Moleküle mit dem leichteren Isotop 16O schneller verdunsten. Damit spiegelt das Skelett einer Koralle die Umweltbedingungen zu der Zeit wider, in der sie gewachsen sind. Es zeigt also an, ob der Ozean kälter oder wärmer war, mehr oder weniger salzhaltig …

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