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Spiritualität: Moderne Sinnsuche

Was verleiht dem Leben Bedeutung? Gibt es Phänomene jenseits des naturwissen­schaftlich Erklärbaren? Folgt die Welt einer höheren Bestimmung? Fragen wie diese ­bewegen nach wie vor viele Gemüter – die zunehmende Säkularisierung unserer ­Gesellschaft bedeutet keineswegs, dass spirituelle Erfahrungen nicht mehr zeitgemäß wären. Laut dem Religionsforscher Anton A. Bucher von der Universität Salzburg suchen Menschen heute jedoch oft auf neuen Wegen danach.
Spiritualität
David Elkins, Prediger in einer evangelisch-methodistischen Gemeinde in den USA, geriet 1975 in eine schwere Krise. Er hatte die ­übliche Kirchenkarriere hinter sich: Nach dem Theologiestudium und der Ordination zum ­Pas­tor hatte er die Leitung einer Gemeinde übernommen und war bei den Mitgliedern sehr beliebt. Dennoch fühlte er eine Leere in sich und begann mehr und mehr zu zweifeln, insbesondere am Sündenverständnis seiner Religions­gemeinschaft. Demnach verstießen auch Homo­sexualität und von der methodistischen Lehre abweichende Glaubensüberzeugungen gegen den Willen Gottes. Darüber zerstritt sich Elkins so sehr mit seinen Vorgesetzten, dass er schließlich suspendiert wurde.
Elkins begab sich in Therapie. Mit der Zeit weitete sich sein bis dahin enges religiöses Weltbild, und er entdeckte neue Formen von Spiritualität abseits des christlichen Glaubens. Inzwischen selbst Psychologe und Therapeut geworden, schrieb er 1998 ein Buch: "Beyond Religion", zu Deutsch: "Jenseits der Religion". Darin legt er anhand seiner persönlichen Erfahrungen dar, wie ein spirituelles Leben abseits traditioneller Glaubensvorstellungen gelingen kann.
Von zentraler Bedeutung war für Elkins die Neubewertung von Sexualität. Er verstand sie nicht länger als anrüchig und sündhaft, sondern als Offenbarung des Göttlichen. Sich selbst sah er nicht mehr isoliert und einer unbarmherzigen Natur ausgeliefert, sondern mit allen und allem verbunden.
Elkins Glaubensweg ist kein Einzelfall. Eine wachsende Zahl von Menschen empfindet die Lehren der etablierten Religionen als beengend und ausgrenzend ...

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  • Quellen
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Granqvist, P. et al.:Sensed Presence and Mystical Experiences are Predicted by Suggestibility, Not by the Application of Transcranial Weak Complex Magnetic Fields. In: Neuroscience Letters 379, S. 1-6, 2005

Hofmann, L. I.: Spiritualität und Religiosität in der psychotherapeutischen Praxis. Eine bundesweite Befragung von Psychologischen Psychotherapeuten. Dissertation Universität Oldenburg, 2009

Hood, R. W. jr.:The Construction and Preliminary Validation of a Measure of Reported Mystical Expirience. In: Journal for the Scientific Study of Religion 14, S. 29-26, 1975

Hood, R. W. jr. et al.: Psychology of Religion. An Empirical Approach. Guilford Press, New York 2009

Johnson, T. J. et al.: Religiousness and Spirituality in College Students: Separate Dimensions with Unique and Common Correlates. In: Proceedings of the Institute on College Student Values: Soul Searching: Trends and Patterns in College Student Spirituality. Florida State University, Tallahassee 2004

Kammerl, M.: Positive Wirkung von Meditation: Eine Studie zu Spiritualität, Achtsamkeit, Glück, Lebenszufriedenheit, Ängstlichkeit, Persönlichkeit und Meditationstiefe. VDM, München 2010

Koenig, H. G. et al.: Religion and Health, Oxford University Press, New York 2001

Maselko, J. et al.:Religious Service and Spiritual Well-Being Are Differentially Associated With Risk of Major Depression. In: Psychological Medicine 39, S. 1009-1017, 2008

Newberg, A. et al.: Der gedachte Gott. Wie Glaube im Gehirn entsteht. Piper, München 2003

Schjoedt, U.:Highly Religious Participants Recruit Areas of Social Cognition in Personal Prayer. In: Social Cognitive and Affective Neuroscience 4, S. 199-207, 2009

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