Dendriten: Die Antennen der Nervenzellen
Satellitenschüsseln, Radioantennen an Autos und die Antenne im Laptop für das drahtlose Internetsignal – wir sind von unzähligen Antennen umgeben. Die Gehäuse unserer Handys wirken ebenfalls als Antennen; Ingenieure haben erstaunlich viele Varianten erfunden, elektromagnetische Signale zu empfangen.
Ähnlich wie Handys, Autos und Wolkenkratzer besitzen die Nervenzellen in unseren Gehirnen spezielle Strukturen, um Signale einzufangen: die Dendriten. Auch diese Empfangsbauteile kommen in überraschend vielen Größen und Formen vor. Allerdings, und hier endet die Analogie, empfangen Dendriten keine elektromagnetischen Wellen, sondern chemische Signale, die ihnen andere Nervenzellen mittels spezieller Verbindungen schicken, den Synapsen. Und nach hunderten Millionen Jahren Evolution können diese Strukturen auch viel mehr, als synaptische Signale einfach einzusammeln. Sie wirken als eigenständige Informationsverarbeitungssysteme.
Die Schönheit der Dendriten beeindruckte schon den spanischen Mediziner Santiago Ramón y Cajal (1852-1934), der Ende des 19. Jahrhunderts einzelne Nervenzellen angefärbt und unter dem Mikroskop betrachtet hatte. Seine Zeichnungen offenbaren das komplexe Netzwerk der dendritischen Verzweigungen.
Um die Arbeitsweise der neuronalen Empfänger besser zu verstehen, müssen wir sie uns ein wenig näher anschauen: Die feinsten dendritischen Verästelungen, die seitlich aus den dickeren Hauptästen sprießen, sind bis zu 0,1 Mikrometer dick – also etwa ein Tausendstel so dick wie ein menschliches Haar – und auch nur wenige Mikrometer lang. Große Nervenzellen wie die Purkinje-Zellen im Kleinhirn besitzen Tausende dieser Dornfortsätze oder "Spines" (englisch für Dornen). Mit seinem weit verzweigten Dendritenbaum weist ein Neuron eine deutlich größere Oberfläche auf als eine kugelförmige Zelle mit dem gleichen Volumen, bietet für Nachbarzellen also viel Platz zum Andocken.
Unter dem Elektronenmikroskop offenbart sich, woraus die schwarzen Äste in Ramón y Cajals Zeichnungen bestehen ...
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