Sprache: Computerlinguistik: Wie kamen die indogermanischen Sprachen nach Europa?
Eines ist – beinah – sicher: Bevor die indogermanischen Sprachen Europa eroberten, wurde hier unter anderem etwas gesprochen, was mit dem heutigen Baskisch verwandt ist. Aber wann und wie lösten indogermanische Sprachen die alteuropäischen Vorläufer ab? Lange galt die Hypothese der litauisch-amerikanischen Archäologin Marija Gimbutas (1921 – 1994): Halbnomadische Reitervölker aus den Steppenregionen um das Schwarze und das Kaspische Meer hätten vor 6000 Jahren begonnen, sich in Wellen nach Europa und Asien auszubreiten. Dafür gab es archäologische Indizien, die aber keine Klarheit schufen. Jedenfalls schienen diese Steppenvölker und ihre kriegerische, patriarchalische Kultur so manchem zu entsprechen, was man seit dem 19. Jahrhundert über die Indogermanen und ihre "Urheimat" zu wissen glaubte.
Eine konkurrierende Hypothese entwarf der Archäologe Colin Renfrew von der University of Cambridge. Ihm zufolge stammen die Indogermanen aus Anatolien. Sie kamen viel früher, nämlich vor über 8000 Jahren, und brachten die Landwirtschaft ins wilde, dünn besiedelte Europa. Renfrews These ist schön, weil sie einfach ist: Europa hat mit dem Eindringen der Landwirtschaft seine stärkste prähistorische Umwälzung erfahren – da liegt es nahe, die Ausbreitung der indogermanischen Sprachen auf dasselbe Ereignis zurückzuführen.
Allerdings setzt dies voraus, dass die Landwirtschaft tatsächlich durch Einwanderung in Europa eingeführt wurde. Doch war das so? Archäologisch gesehen ist es möglich, dass die europäische Urbevölkerung selbst zur landwirtschaftlichen Lebensweise überging, angesteckt durch Kontakt mit Anatolien, aber ohne erheblichen Bevölkerungsaustausch. ...
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