Hunsrück: Archäologen finden frühestes Römerlager auf deutschem Boden
Schon länger vermuteten Archäologen, dass es mit den Resten einer Wallanlage im Wald bei Hermeskeil etwas Besonderes auf sich haben muss. Nun konnten Forscher von der Universität Mainz erstmals zweifelsfrei nachweisen: Bei den Ruinen südöstlich von Trier handelt es sich um das bisher älteste römische Militärlager, das je auf deutschem Boden entdeckt wurde. Es entstand vermutlich während des Gallischen Kriegs in den 50er Jahren v. Chr. und könnte eine bedeutende Rolle beim Sieg der Römer über die Kelten gespielt haben.
Insgesamt war die rechteckige Anlage rund 18 Hektar groß – das entspricht ungefähr der Fläche der Hamburger Binnenalster. Die Befestigung des "castrum" bestand aus einem Erdwall und einem Graben. Um die Wasserversorgung zu gewährleisten, hatte man das Lager zudem an einer Stelle um rund acht Hektar bis zu einer natürlichen Quelle erweitert. Wie die Forscher vermuten, bot die Anlage Platz für mehrere tausend Legionäre, sowohl Fußsoldaten als auch berittene Hilfstruppen.
Die ersten wissenschaftlichen Arbeiten begannen im März 2010, als sich der Verdacht auf ein altes Militärlager der Römer durch archäologische Prospektionen in der näheren Umgebung bestätigt hatte. Rund ein Jahr später gelang es einem Team um Grabungsleiterin Sabine Hornung vom Institut für Vor- und Frühgeschichte, eines der Tore der Anlage frei zu legen: Es handelte sich um einen mit Steinen gepflasterten Durchlass.
Das Wegpflaster lieferte den Archäologen schließlich die ersten Hinweise zur Datierung – vielmehr das, was sich zwischen den Ritzen angesammelt hatte. Dort fanden sich zahlreiche Schuhnägel, die den römischen Soldaten einst aus den Sandalen gefallen waren. Größe und Form der Nägel stimmen, so Hornung, mit Metallstiften derselben Funktion aus der Zeit der späten Republik und des Gallischen Kriegs überein. Gestützt wird diese These zudem durch Scherben von Tongefäßen, die aus derselben Epoche stammen, sowie weiteren naturwissenschaftlichen Analysen.
Das Lager sei vor allem geschichtlich von großer Bedeutung, so die Archäologin. Aus seiner Lage lassen sich neue Erkenntnisse über den Ablauf von Cäsars Krieg gegen die Gallier gewinnen. Denn: Die Anlage liegt nur wenige Kilometer von der spätkeltischen Siedlung "Hunnenring" entfernt, die einst die in der Gegend ansässigen Treverer bewohnten. Aus den Berichten Cäsars, der mit seinen Truppen um 57 v. Chr. zur Eroberung Galliens aufbrach, ist bekannt, dass dieser Stamm im Lauf des Kriegs immer wieder Unruhen anzettelte. In den Jahren 54/53 und 51 v. Chr. verübten die Römer Vergeltungsschläge gegen die Treverer, die letztlich auch zum Sieg über die Gallier führten.
Wie aktuelle Grabungen der Mainzer Forscher ergaben, hatten die Bewohner des "Hunnenrings" ihre Siedlung um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. aufgegeben. Über einen Zusammenhang mit Cäsars Feldzug konnte aber bisher nur spekuliert werden. Das Römerlager bei Hermeskeil lässt die Ereignisse nun in neuem Licht erscheinen, glaubt Sabine Hornung: "Möglicherweise wurde der treverische Widerstand gegen die römischen Eroberer von diesem Militärlager aus gebrochen."
Große Bedeutung messen die Archäologen dem Fund auch deshalb zu, weil nördlich der Alpen bislang kaum Überreste aus der Zeit des Gallischen Kriegs bekannt sind. Bis zur Entdeckung bei Hermeskeil galt die Anlage auf dem Petrisberg, ebenfalls bei Trier, als ältestes Lager. Dort hatten die Römer um 30 v. Chr. Legionen stationiert, als es erneut zu Aufständen der Treverer gekommen war.
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