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News: Auch Gene besitzen manchmal „zwei Gesichter”

Die Entdeckung des „doppel-gesichtigen” Gens Pax-5 durch Forscher des College of William and Mary liefert interessante neue Anhaltspunkte über die Entstehung einiger Krebsarten. Pax-5 gehört zu einer Gruppe von Genen, welche die ungewöhnliche Fähigkeit besitzen, mehrere Proteine mit zahlreichen unterschiedlichen Funktionen zu produzieren. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnten einige dieser Funktionen zu Krebs führen.
Patty Zwollo, Assistenzprofessorin für Biologieam College of William and Mary, war sich der vollen Bedeutung ihrer Entdeckung nicht bewußt, bis sie Anrufe von Krebsforschern aus der ganzen Welt erhielt. Sie baten um eine Kopie ihres Aufsatzes, der in Journal of Biological Chemistry erschienen war und die Entdeckung des Pax-5-Gens im Detail schilderte.

"Pax-5 wurde mit bestimmten Arten von Lymphkontenkrebs in Verbindung gebracht," sagte Zwollo. "Nun glauben diese Wissenschaftler, daß es auch an der Entwicklung anderer Krebsarten beteiligt sein könnte." Ausgelöst wurde das Interesse der Forscher an Zwollos Arbeit vor allem durch ihre Entdeckung, daß Pax-5 mindestens vier verschiedene Proteine produziert. Die meisten Gene produzieren nur ein Protein mit einer charakteristischen Funktion. Pax-5 gehört jedoch zu einer Gruppe von Genen, unterschiedliche Proteinen mit verschiedenen Funktionen zu produzieren.

Nahezu alle lebenswichtigen Prozesse werden durch Proteine gesteuert, die als Ergebnis einer Genaktivität gebildet und freigesetzt werden. Manchmal erzeugen Gene, aus oftmals nicht nachvollziehbaren Gründen, zu viel oder zu wenig eines bestimmten Proteins. Dies kann verschiedenste Folgen haben: Die schlimmste Auswirkung stellt die unkontrollierte Vermehrung von Zellen, also Krebs, dar.

Pax-5 spielt insbesondere bei der embryonalen Entwicklung eine wichtige Rolle. Wissenschaftler glauben, daß es maßgeblich am Aufbau des Immunsystems beteiligt ist, wobei die genauen Abläufe unbekannt sind. Durch Zwollos jüngste Entdeckung wirkt dieses Gen noch rätselhafter. Immerhin ist bekannt, daß mindestens eines der Pax-5-Proteine Prozesse aktiviert, die zu einer Vermehrung von Zellen führt. Merkwürdigerweise deuten manche Studien auch an, daß ein anderes der Pax-5-Proteine die Zellvermehrung unterdrückt. Diese Ambivalenz fasziniert viele.

„Wir fangen erst an, die Beziehungen zwischen diesen Proteinen zu verstehen. Wir wissen noch nicht, ob sie individuell oder gemeinsam wirken”, erklärte Zwollo. „Wir haben den Verdacht, daß Zellen anfangen sich zu vermehren, obwohl sie es eigentlich nicht sollten, wenn Pax-5 zur falschen Zeit aktiviert wird und dadurch ein Ungleichgewicht in den Proteinkonzentrationen verursacht.”

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