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Naturkatastrophen: Aussterben wegen Hurrikan Irma?

Wirbelsturm Irma zog eine Schneise der Verwüstung durch die Karibik. Zu menschlichem Leid und wirtschaftlichen Schäden kommt hinzu, dass auch die Natur schwer getroffen ist.
Hurrikan Irma zwischen Kuba und Florida

Langsam wird das gesamte Ausmaß der Schäden, die Wirbelsturm Irma in der Karibik und in Florida hinterlassen hat, sichtbar. Mindestens 81 Menschen starben durch den Hurrikan und seine Begleiterscheinungen; die wirtschaftlichen Schäden lassen sich noch nicht abschließend beziffern, betragen aber sicher mehrere Dutzend Milliarden Euro. Neben dem menschlichen Leid gibt es weiteres, und so richten Ökologen auch schon den Blick auf die ebenfalls stark getroffenen Ökosysteme und Arten der Region – schließlich zog Irma genauso über den Lebensraum zahlreicher bedrohter Tiere und Pflanzen.

Das Auge des Hurrikans wanderte beispielsweise direkt über die Insel Barbuda: Heimat des endemischen Barbudawaldsängers (Setophaga subita), der nur auf diesem Eiland vorkommt. Satellitenbilddaten lassen vermuten, dass die Vegetation Barbudas praktisch völlig entlaubt wurde. Die Tiere finden also weniger Deckung und Nahrung; zudem könnten viele Individuen direkt durch die Naturgewalten verendet sein. Der Ornithologe Andrew Dobson, Präsident von BirdsCaribbean befürchtet sogar, dass der Vogel als Folge des Hurrikans aussterben könnte, wie er gegenüber den "Bermuda News" äußerte. Die Inselbewohner wurden zumindest zwischenzeitlich vollständig evakuiert, und angesichts der schweren Zerstörungen konzentrieren sich die Behörden vorerst auf den Wiederaufbau. Gesichert scheint zumindest, dass eine der größten Attraktionen der Insel schwer geschädigt wurde: die Codrington-Lagune mit ihrer großen Brutkolonie an Prachtfregattvögeln (Fregata magnificens). Auf Kuba sollen tausende Flamingos an der nördlichen Küste im Wirbelsturm verendet sein.

Genauso in Sorge sind Ornithologen auf den Bahamas, wo ebenfalls einige Eilande völlig verwüstet wurden. Hier könnte der Bahamatrupial (Icterus northropi) gelitten haben, dessen Weltbestand nach letzten Schätzungen bei weniger als 300 Tieren lag. Die verbliebenen drei Inseln, auf denen er noch vorkommt, lagen zwar außerhalb der direkt Zugbahn. Allerdings sind die Eilande alle sehr flach und daher anfällig für Sturmfluten. Während Hurrikan Matthew 2016 drang deswegen Salzwasser weit in den Kiefernwaldlebensraum der Singvögel vor und ließ zahlreiche Bäume absterben. Nahrungsmangel infolge der Sturmschäden ist ebenfalls nicht auszuschließend.

Betroffen sind auch andere Tierarten als Vögel: Bislang kennt noch niemand das Schicksal der Wirtelschwanzleguane (Cyclura pinguis) auf Anegada auf den britischen Virgin Islands. Rund 200 Exemplare sollen noch in freier Natur vorgekommen sein. Was aus ihnen wurde, ist ebenso unbekannt wie die Schäden an einer Zuchteinrichtung, die Irma hinterlassen haben könnte. Auf den Florida Keys wiederum lebt eine eigene Unterart der Weißwedelhirsche (Odocoileus virginianus clavium), die deutlich kleiner sind als ihre Verwandten auf dem Festland und immerhin als sehr gute Schwimmer gelten. Auch die Keys lagen mitten in der Zone der größten Verheerungen und wurden weitgehend evakuiert. Einige überlebende Hirsche wurden schon gesichtet, wie der US Fish and Wildlife Service (FWS) berichtet.

"Die Hirsche leben hier auf den Keys seit der letzten (nordamerikanischen, Anm. d. Red.) Eiszeit. Sie wissen, was sie tun müssen, um sich in Sicherheit zu bringen", gibt sich Jeffrey Fleming vom FWS optimistisch. Mit nur minimalen Schäden kam hingegen ein Zuchtzentrum für die bedrohte Puerto-Rico-Amazone (Amazona vittata) auf der Karibikinsel durch den Hurrikan. Die extra stabil gebauten Gebäude boten 80 Papageien und ihren Pflegern eine sichere Zuflucht. Auch der umliegende Wald, in denen die letzten wild lebenden Amazonen vorkommen, wurde offensichtlich nur gering beeinträchtigt.

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