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Klebstoffe, Kosmetik, Pestizide: Autos bald nicht mehr bedeutsamste Smog-Ursache?

Einst waren es vor allem Verkehr und Industrie, die flüchtige organische Verbindungen in die Luft bliesen. Doch das hat sich in den letzten Jahren geändert.
Smog

Zusatzstoffe in Konsumgütern wie Kosmetik, Farben oder Möbeln tragen etwa genauso viel zur Belastung mit flüchtigen organischen Schadstoffen (VOC) bei wie der Transportsektor. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Brian C. McDonald von der University of Colorado. Wie das Team in "Science" schreibt, legen das unter anderem Messungen von Innenraum- und Außenluft sowie an Straßen nahe. Zusätzlich analysierten McDonald und Kollegen die Produktionsstatistiken der Chemie- und Energiewirtschaft. Demnach verbraucht der Transportsektor zwar mehr als zehnmal so viele fossile Rohstoffe wie die anderen Quellen von VOC, aber da die Autos in den letzten Jahrzehnten deutlich sauberer geworden sind, ist der Anteil dieser Quelle an den gesamten Schadstoffen stark gesunken. Die flüchtigen organischen Schadstoffe spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Smog und bodennahem Ozon.

Viele Menschen gehen davon aus, dass der Transportsektor die wichtigste Quelle für VOC und damit Smog und Ozon ist – schließlich mussten wegen der Dunstglocken bis in die 1990er Jahre auch in Deutschland noch Fahrverbote erlassen werden. Doch das ist Geschichte, wie die Analyse der Arbeitsgruppe zeigt: In Europa und den USA sind die Motoren inzwischen so sauber, dass andere Technik und Konsumgüter an Bedeutung gewinnen. So sind zum Beispiel Druckertinten eine wichtige Quelle flüchtiger Stoffe, ebenso wie Klebstoffe, die man in sehr vielen Alltagsgegenständen und Möbeln findet.

Einen überraschend großen Anteil an den flüchtigen Stoffen haben auch Körperpflegeprodukte und Pestizide. Besonders in der Innenraumluft haben die Emissionen von Konsumgütern eine große Bedeutung; dort ist sie laut den Analysen etwa siebenmal so hoch wie in der Außenluft. Diese Befunde zeigten, dass die Bekämpfung der Luftverschmutzung einen neuen Fokus brauche, so die Arbeitsgruppe. Der traditionelle Blick auf Industrie und Verkehr als Hauptquelle flüchtiger Verbindungen sei zu eingeschränkt und müsse auch auf Konsumgüter gerichtet werden.

In Deutschland ist die Situation allerdings etwas anders: Sowohl Smog als auch Ozonbelastung sind seit den 1980er Jahren drastisch zurückgegangen, so dass hier zu Lande Feinstäube für die Luftverschmutzung außerhalb von Gebäuden eine größere Rolle spielen. Die Innenraumluft ist aber auch hier mit flüchtigen organischen Verbindungen belastet.

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