Invasive Arten: Füchse und Katzen schlimmer als Klimawandel?
Australiens Fauna steht von mehreren Seiten unter Druck: Das Land schneidet weltweit mit am schlechtesten ab, wenn es um den Schutz seiner Tierwelt geht. Neben der immer noch ausgedehnten Abholzung der Wälder bedrohen vor allem der Klimawandel und eingeschleppte Arten wie Kaninchen, Katzen und Füchse die Biodiversität – die Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte gilt sogar als eines der ersten Opfer der Erderwärmung auf dem 5. Kontinent. Eine Studie von Aaron Greenville von der University of Sydney und seinem Team zeigt nun, wie Klimawandel die Probleme durch invasive Spezies noch verschärfen kann. Die betroffenen einheimischen Tierarten könnten sich demnach noch einigermaßen an die Aufheizung anpassen, doch führen einige Folgeerscheinungen dazu, dass sie leichter zur Beute werden.
Die Biologen haben über 22 Jahre hinweg in der Simpson-Wüste verfolgt, wie Witterung, Buschbrände und einheimische wie eingeschleppte Fressfeinde die Kleinsäuger der Region beeinflussen. Feuer beispielsweise verbrennt die Spinifex-Grasbüschel, die sehr stachelig und dicht sind, so dass sich Vögel, Reptilien und kleine Säuger darin gut verstecken können. Ohne diese Deckung werden sie dagegen schnelle Beute für Füchse oder Katzen. Angesichts der Erderwärmung wird prognostiziert, dass sich flächenhafte Brände häufen können. Zugleich produzieren die Gräser weniger Samen, weswegen sich die Vegetation langsamer erholt – Raubtiere haben also ein leichteres Spiel. In der kurzen Zeit seit Ankunft von Füchsen und Katzen im Outback konnten sich die einheimischen Beuteltiere oder Springmäuse evolutionär noch nicht daran anpassen, während sie seit hunderttausenden Jahren mit Feuer leben.
Die Untersuchung konnte allerdings auch zeigen, dass die bedrohte Fauna auf einen natürlichen Verbündeten zählen kann. Die seit mehreren Jahrtausenden in Australien heimischen Dingos fressen zwar auch Kleinsäuger, doch machen sie ebenso Jagd auf Füchse und Katzen. Diese meiden zudem Gebiete, in denen Dingos heimisch sind. Wo viele der Wildhunde leben, finden sich auch größere Bestände bedrohter Arten. Allerdings hängt dieser Einfluss ebenso mit der jeweiligen Witterung zusammen: In Jahren, in denen es ausgiebig regnet, vermehren sich Beuteltiere und Nager stark, was den Bestand der Fressfeinde in die Höhe treibt. Zu diesen Zeiten schwächt sich der schützende Einfluss der Dingos ab. Doch sobald es wieder trocken wird, müssen die Katzen und Füchse ihren Konkurrenten erneut fürchten. Es sei deshalb dringend erforderlich, dass Australien seinen Umgang mit den Dingos überdenke, so die Wissenschaftler – als Korrektiv während des Klimawandels. Bislang gelten die Hunde vor allem als Schädlinge in der Viehzucht.
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