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Neuropsychologie: Hirnreaktion auf charismatische Gebete gemessen

Was im Hirn strenggläubiger Probanden geschieht, wenn sie den Gebeten eines vermeintlich mit Heilkräften ausgestatteten Predigers lauschen, haben Forscher der Universität Aarhus nun mit Hilfe von Hirnscans untersucht. Wie Studienleiter Uffe Schjødt erläutert, würden die Gläubigen Teile ihres Frontallappens regelrecht abschalten. Die Hirnregion gilt als Sitz höherer kognitiver Funktionen.

Schjødt und Kollegen rekrutierten 20 ihrer Versuchsteilnehmer aus streng religiösen christlichen Gemeinden, die für ihre ekstatischen Gottesdienste bekannt sind und in denen der Glaube an durch den Heiligen Geist verliehene Heilkräfte verbreitet ist. Eine Kontrollgruppe bestand aus 20 nicht religiösen Probanden. Beiden Parteien spielten die Forscher Bänder mit vorgelesenen Fürbitt-Gebeten vor.

Vor jedem Gebet teilten die Wissenschaftler den im funktionellen Magnetresonanztomografen liegenden Personen mit, ob im Folgenden das Gebet eines "Ungläubigen", eines normalen Gemeindemitglieds oder eines "Heilers" zu hören sei. Tatsächlich wurden allerdings ausnahmslos alle Gebete von "normalen" Christen zu Gehör gebracht.

Bemerkenswert sei gewesen, so Schjødt, dass sich das Abschalten der frontalen Hirnbereiche nur bei den gläubigen Christen zeigte und bei diesen auch nur dann, wenn sie im Glauben gelassen wurden, dass sie das Gebet eines Heilers hörten. Offenbar spiele die Einstellung gegenüber dem Betenden und dessen Autorität eine größere Rolle als beispielsweise Inhalt oder Vortragsweise. In den entsprechenden Gemeinden werden Gebete häufig auf eine suggestive und annähernd hypnotisierende Weise vorgetragen. Berichten zufolge fallen Gottesdienstteilnehmer sogar des Öfteren in eine regelrechte Trance.

Die Forscher beobachteten auch, dass die Probanden später umso mehr davon überzeugt waren, die Anwesenheit Gottes gespürt zu haben, je stärker der Aktivitätsrückgang ausgefallen war. Betroffen von der Veränderung im Hirnstoffwechsel waren nach Angaben der Wissenschaftler Teile des Präfrontalkortex, insbesondere dessen medialer und dorsolateraler Teil. Zu dessen Aufgaben gehört eine breite Palette von Leistungen, die Psychologen zusammenfassend als "exekutive Funktionen" bezeichnen. Hier erkennen Menschen beispielsweise Fehler, bewerten Informationen und passen ihre Handlungen an neue Erfordernisse an.

Dass Menschen in bestimmten Situationen weniger als üblich auf Hirnregionen zurückgreifen, die für das kritische Denken zuständig sind, haben Neurowissenschaftler schon öfter beobachtet – unter anderem hat die Autorität eines vermeintlichen Finanzexperten einen ähnlichen Effekt. (jd)
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