Wetter: Hitzewelle in der Antarktis
Teile der Antarktis erlebten in der vergangenen Woche eine rekordverdächtige wie ungewöhnlich späte Hitzewelle, berichtet der Meteorologe Christopher Burt auf dem Blog "Weather Underground". An der argentinischen Forschungsstation Esperanza registrierte die örtliche Wetterstation Spitzenwerte von 17,5 Grad Celsius, nachdem tags zuvor 17,4 Grad Celsius an der ebenfalls argentinischen Station Marambio erreicht worden waren – niemals zuvor seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen hatte man höhere Temperaturen in der Antarktis gemessen, zumindest nicht auf dem Festland und der Antarktischen Halbinsel. Der bisherige Höchstwert lag bei 15 Grad Celsius und stammt aus dem Jahr 1974. Besonders überrascht Burt vor allem, dass der neue Rekord erst im Herbst der Südhalbkugel auftritt, denn normalerweise bildet der Dezember den durchschnittlich wärmsten Monat der Antarktis. Dann liegen die Durchschnittstemperaturen an der Station Esperanza bei 3,2 Grad Celsius; im März, wenn die Tage bereits deutlich kürzer sind, sinken sie auf Mittelwerte von minus 0,4 Grad Celsius.
Verursacht wurde die Rekordwärme durch eine außergewöhnliche Wetterlage: Der Jetstream – ein starkes Höhenwindband, das von West nach Ost strömt – buchtete über der Antarktischen Halbinsel weit nach Süden aus, so dass warme Luft aus Südamerika einsickern konnte. Sie strömte aus Westen gegen die bis zu 1000 Meter hohen Berge westlich der Forschungsstation. Dadurch entwickelte sich auf der Ostseite des Gebirgszugs ein warmer Fallwind – ähnlich dem Föhn in den Alpen –, der mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde über die Region hinwegblies und die Temperaturen in die Höhe trieb. Dank ihrer exponierten Lage und weil sie weit nach Norden in niedrigere Breiten ragt, herrscht auf der Antarktischen Halbinsel ein etwas gemäßigteres Klima als in der übrigen Antarktis. Während sich der Rest des Kontinents wegen des Klimawandels bislang jedoch kaum erwärmt, gehört die Halbinsel zu den sich am stärksten aufheizenden Regionen der Erde. Viele Schelfeisgebiete zerfallen daher hier bereits, und es siedeln sich neue Pflanzenarten an, so dass die Region etwas ergrünt.
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