Klimawandel: Keine verlangsamte Erwärmung im Ozean
Seit dem Weltklimabericht 2013 wird heftig diskutiert, ob es seit der Jahrtausendwende nur eine verlangsamte Erwärmung in den Ozeanen gegeben habe; manche sprachen sogar von einer regelrechten "Pause". Diese These wurde nur zwei Jahre später widerlegt. Sie beruhte auf einem technischen Artefakt und wurde auf veränderte Messmethoden zurückgeführt: Die Daten von Sensoren am Kühlwasserzustrom von Schiffen hätten demnach zu niedrige Temperaturen widergegeben. Die Aufheizung der Ozeane hätte anhand der korrigierten Werte tatsächlich bei 0,12 Grad Celsius pro Jahrzehnt gelegen und damit den Anstiegen in der Zeit davor wie danach entsprochen. Auch diese Studie wurde anschließend – vor allem von Zweiflern am menschengemachten Klimawandel – stark kritisiert, weil die Begründung zu einfach klang. Eine Untersuchung durch den US-Kongress wurde beantragt. Die Initiatoren forderten sogar, dass die beteiligten Wissenschaftler der NOAA ihre E-Mails herausgeben, um sie der Fälschung zu überführen. Diesem Antrag wurde allerdings nicht stattgegeben.
Eine neuerliche Analyse der Daten durch weitere, von der NOAA unabhängige Klimatologen in "Science Advances" kommt nun jedoch zum gleichen Schluss. Für ihre Arbeit zogen Zeke Hausfather von der University of California in Berkeley und Kollegen die Messdaten von drei verschiedenen Quellen aus den letzten 30 Jahren zusammen: von Satelliten, stationären sowie autonomen Sensorbojen – so genannte Argo Floats –, die tauchen und die Temperaturen in verschiedenen Wassertiefen erfassen. "Damit erzeugten wir Zeitreihen, die jeweils ausschließlich von Satelliten, Bojen oder Floats stammten, ohne die Daten zu vermischen", so Hausfather. Demnach war die von den NOAA-Forschern vorgenommene Gewichtung korrekt: Während ältere Messmethoden die Wassertemperaturen oft zu hoch eingeschätzt hatten, lagen die neueren Berechnungen zu niedrig.
Die von Hausfathers Team ermittelten Datenkurven bestätigten die Erkenntnisse der NOAA-Kollegen. Die Weltmeere hatten sich in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts tatsächlich um 0,12 Grad Celsius aufgeheizt, und deren Werte lagen damit auf einer Linie wie in den 30 Jahren zuvor. Eine verlangsamte Erwärmung oder gar Pause fand demnach nicht statt – ob das Resultat die Diskussionen stoppt, dürfte allerdings zweifelhaft bleiben.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben