Himmelsdurchmusterungen: Die größte Digitalkamera der Welt kann gebaut werden
Im Jahr 2022 wird eine neue Ära bei der systematischen Durchmusterung des Himmels beginnen: Dann nämlich soll das LSST, das "Large Synoptic Survey Telescope" mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 8,4 Metern, auf dem chilenischen Berg Cerro Pachon seinen Betrieb aufnehmen. Das LSST wird dann das größte und lichtstärkste Durchmusterungsteleskop der Welt sein. Sein Herzstück ist die LSST-Kamera, mit deren Bau nun begonnen werden kann, nachdem die Baupläne von den beteiligten Wissenschaftlern und Ingenieuren gebilligt wurden.
Diese Kamera ist ein wahres Ungetüm: sie wiegt rund 2,8 Tonnen, ist rund 3 Meter lang und 1,6 Meter breit. Sie ist die größte Digitalkamera, die jemals geplant wurde. Auf ihrer runden Detektorfläche mit einem Durchmesser von 64 Zentimetern tummeln sich 3200 Megapixel, die Kamera hat ein Blickfeld von 3,5 Grad mit einer räumlichen Auflösung von 0,2 Bogensekunden. Mit dem LSST-Teleskop kann die Kamera auf einen Blick ein Bildfeld von etwa zehn Quadratgrad erfassen, das entspricht rund der 50-fachen Fläche des Vollmonds. Pro Jahr wird die Kamera rund 6000 Terabyte an Bilddaten sammeln.
Das LSST verwendet ein ungewöhnliches und kompaktes optisches System für ein 8,4-Meter-Teleskop. Das Licht fällt zunächst auf einen ringförmigen Hauptspiegel mit 8,4 Meter Durchmesser und einer Innenkante von 5,1 Metern Durchmesser. Es wird dann zum konvexen Sekundärspiegel mit einem Durchmesser von 3,4 Metern reflektiert, dieser wirft es weiter zum Tertiärspiegel mit fünf Meter Durchmesser. Der Tertiärspiegel befindet sich konzentrisch innerhalb des Hauptspiegels auf der gleichen Scheibe aus Spezialglas, hat aber eine andere Krümmung. Der Spiegelträger wird daher M1-M3 Monolith genannt. Somit ist nur eine Halterung für den Primär- und den Tertiärspiegel nötig, was die Konstruktion des Teleskops etwas vereinfacht.
Das optische System des LSST wird auch als Willstrop-Teleskop bezeichnet, nach Robert Willstrop, der diese Konstruktion in den 1970er Jahren an der University of Cambridge entwickelte. Vom Tertiärspiegel fällt schließlich das Licht auf die LSST-Kamera. Dort durchläuft es vor dem eigentlichen Detektor und einem von fünf Farbfiltern noch zwei riesige Linsen zur Feinabbildung mit Durchmessern von 1,6 und 1,1 Metern. Sie gehören zu den größten optischen Linsen, die jemals geschliffen wurden.
Mit dem LSST soll der gesamte vom Standort in Chile sichtbare Himmel erfasst werden, dabei nimmt die Kamera bis zu 800 Panoramabilder pro Tag auf. Die anfallenden Bilddaten werden via Internet für jedermann kostenlos zugänglich sein. Die Ziele des LSST sind unter anderem die Suche nach der Dunklen Materie, die Aufnahme der großräumigen Struktur des Kosmos und die möglichst vollständige Erfassung aller Sterne in unserem Milchstraßensystem. Aber auch nach Objekten in unserem Sonnensystem hält das LSST Ausschau: Durch seine enorme Lichtstärke und sein großes Blickfeld wird es Tausende von bislang unbekannten Kleinplaneten im Asteroidengürtel und Himmelskörper im Kuipergürtel jenseits der Umlaufbahn des äußersten Planeten Neptun entdecken.
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