Direkt zum Inhalt

News: Pflanzen, die um Hilfe schreien

Da Pflanzen vor Freßfeinden nicht davonlaufen können, haben viele von ihnen Abwehrmechanismen wie dicke Blätter oder dornige Stacheln entwickelt. Nun vermuten Forscher, daß manche sogar um Hilfe rufen: Wenn sie vom Baumwollkapselwurm angeknabbert werden, senden viele Feldfrüchte ein chemisches Notsignal aus, um Wespen anzulocken, die Jagd auf die Würmer machen.
Der Baumwollkapselwurm frißt die Früchte und Knospen vieler wichtiger Feldfrüchte, darunter Tabak, Baumwolle, Getreide und Tomaten. Aber Pflanzen haben einen natürlichen Verbündeten gegen diese Schädlinge – eine parasitische Wespe, die ihre Eier in Wirtswürmer legt, von denen sich die Wespenlarve langsam ernährt. Der Entomologe William Lewis und seine Kollegen vom Agricultural Research Service des US Landwirtschaftsministeriums in Tifton, Georgia, fragten sich, ob die flüchtigen Chemikalien, die von den Feldfrüchten freigesetzt werden, Wespen über einen Befall durch diesen Wurm in Kenntnis setzen könnten (Nature vom 11. Juni 1998).

Die Forscher analysierten Substanzen, die Tabak, Baumwolle und Getreidepflanzen freisetzen, wenn sie von den Baumwollkapselwürmern und einer weiteren Art gefressen werden, die der Wespe nicht als Futter für ihre Larven dient. Tabakpflanzen setzten dieselben acht Substanzen frei, wenn sie von einem der beiden Schädlinge verwundet wurden. Fünf dieser Chemikalien traten jedoch in Pflanzen, die nur von den Baumwollkapselwürmern befallen waren, in höherer Konzentration auf. Litten Baumwoll- und Getreidepflanzen unter den Würmern, so setzten sie ihre eigene Mischung derselben Chemikalien frei – "wie eine Art Strichcode im Supermarkt", sagte Lewis.

Um herauszufinden, ob die Wespen diese chemischen Strichcodes unterscheiden können, pflanzten die Wissenschaftler einzelne Tabak- und Baumwollpflanzen, die von beiden Würmern befallen waren, in ein Gebiet, in dem es Wespen im Überfluß gab. Die Wespen landeten durchweg auf jenen Pflanzen, die durch Baumwollkapselwürmern geschädigt wurden – sogar nachdem die Forscher die beschädigten Blätter mitsamt den Würmern entfernt hatten, um nicht-chemische Hinweise zu eliminieren. "Es findet eine elegante Konversation und Interaktion statt", sagte Lewis. "Die Pflanze sendet an die 'Guten' eine Botschaft aus, die nicht nur besagt, 'sie fressen mich auf,' sondern auch, von wem sie gefressen wird".

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.