Lichtverschmutzung: Straßenbeleuchtung zwingt Nachtfalter zum Hürdenlauf
Für Nachtfalter bilden Straßenlaternen ein nur schwer zu überwindendes System aus Lichtsperren, das möglicherweise zu ihrem Verschwinden beiträgt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Arbeitsgruppe um Franz Hölker vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, die sich mit den Auswirkungen künstlicher Beleuchtung auf Insekten befasst hat. Bei seinen Experimenten in einer Versuchsanlage kam Hölker zu dem Schluss, dass die Falter in einem Umkreis von mindestens 23 Metern um eine Straßenlaterne quasi gezwungen sind, auf diese zuzufliegen. "In Europa liegen die Abstände der Masten in der Regel zwischen 25 und 45 Meter", so der Forscher. Deswegen habe Straßenbeleuchtung vermutlich einen Barriereeffekt auf Nachtfalter: Die Tiere könnten in der Mastenreihe quasi gefangen werden und verlieren so Zeit und Energie.
Hölkers Arbeitsgruppe richtete sich im Westhavelland, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Berlin, ein Testgelände mit verschiedenen Anordnungen von Leuchtkörpern sowie Insektenfallen ein. Die Region ist eine der dunkelsten in Deutschland. Anhand seiner Versuche kommt das Team zu dem Schluss, dass beleuchtete Straßen die Landschaft für Nachtfalter quasi zerschneiden. Besonders stark wirken relativ isolierte Laternen: An den randständigen Leuchten fanden die Fachleute viel mehr Nachtfalter. Sie befürchten deswegen eine Art Staubsaugereffekt, der die Nachtfalter bei ihren Wanderungen behindert – die beleuchteten Areale kosten die Tiere Zeit und Energie, außerdem sind sie verwundbarer für Raubtiere. Fachleute vermuten, dass die Zunahme der so genannten Lichtverschmutzung dazu beiträgt, dass Falter und andere nachtaktive Insekten in vielen Regionen Europas auf dem Rückzug sind.
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