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Antibiotika: Superresistenter Keim tötet Patientin

In den Vereinigten Staaten starb eine Patientin an einem superresistenten Bakterium. Keines der 26 zugelassenen Antibiotika zeigte noch eine Wirkung.
Escherichia coli wuchert in einer Petrischale

Seit Jahren warnen Mediziner, dass die Welt auf eine Antibiotikakrise zusteuert, weil Bakterien zunehmend resistent gegen die gebräuchlichen Medikamente werden. In Nevada starb nun eine über 70 Jahre alte Frau an einer Infektion mit Klebsiella pneumoniae, gegen das keines der 26 in den USA zugelassenen Antibiotika mehr wirkte. Die Patientin hatte den Keim offensichtlich aus Indien eingeschleppt, wo sie wegen einer akuten und schweren Entzündung nach einem Oberschenkelbruch längere Zeit im Krankenhaus liegen musste. Im August 2016 wurde sie nach Reno verlegt, wo man sie sofort auf einer Isolierstation unterbrachte. Dort starb sie schließlich an der Infektion, nachdem selbst Reserveantibiotika wie Colistin nicht mehr anschlugen – diese Mittel dürfen nur mit strenger Indikation eingesetzt werden und gelten als letzte Notfallmaßnahme gegen ansonsten resistente Bakterien. Selbst Antibiotika aus der Klasse der Carbapeneme erwiesen sich also als wirkungslos, was die Mediziner am US-Seuchenzentrum CDC alarmiert.

Die gegen das Reserveantibiotikum Colistin resistenten Bakterien verdanken ihre Widerstandsfähigkeit dem Gen mcr-1. Es sitzt auf Plasmiden der Bakterien, die als frei bewegliche DNA-Moleküle sehr mobil sind. Das Gen kann daher durch horizontalen Gentransfer leicht an andere Stämme weitergegeben werden. Im Fall der verstorbenen Patientin war mcr-1 jedoch nicht beteiligt, wie das CDC mitteilt: Die letztlich tödlichen Klebsiella-Darmbakterien hatten ihre Resistenz also anderweitig, auf noch unbekanntem Weg erworben – was den Fall noch etwas heikler macht. Spätere Labortests hatten ergeben, dass der Keim auf das Antibiotikum Fosfomycin reagiert hätte, das aber für diese Art Infektion in den USA nicht zugelassen ist. Durch die strenge Isolierung der Patientin konnte immerhin erreicht werden, dass sich das Bakterium nicht ausbreitete und weitere Kranke im Hospital infizierte. Verschiedene Tests in der Nähe der Station und im weiteren Umfeld konnten diesen Klebsiella-Stamm nicht nachweisen. Doch das dürfte kein dauerhafter Zustand bleiben.

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