Mitochondrien: Unsere Zellkraftwerke laufen auf 50 Grad Celsius
Praktisch jede Zelle verfügt über zahlreiche eingebaute Minikraftwerke, die aus energiereichen chemischen Verbindungen den körpereigenen "Treibstoff" ATP herstellen: die Mitochondrien. Chemisch gesehen entspricht dieser Vorgang einer Verbrennung unter Sauerstoffverbrauch – nichts anderes also als das, was in einem herkömmlichen Kamin stattfindet, wenn auch wesentlich kontrollierter. Wie nun gleich zwei Forscherteams unabhängig voneinander herausfanden, heizen sich allerdings auch die Mitochondrien dabei ordentlich auf. Ihre Temperatur liegt bis zu zehn Grad Celsius über Körpertemperatur oder anders gesagt bei knapp 50 Grad Celsius.
Von den Ergebnissen berichtet der "New Scientist". Ein Team um Małgorzata Rak vom Pariser INSERM hat seine Studie jetzt vorab auf bioRxiv veröffentlicht. Ein anderes Team um Takeharu Nagai vom Institute of Scientific and Industrial Research in Osaka publizierte im Februar in "PloS One". Beide nutzten temperaturempfindliche Farbstoffmoleküle, die ab einer bestimmten Temperatur zu fluoreszieren beginnen. So lässt sich unter dem Mikroskop beobachten, wo in der Zelle welche Temperaturen herrschen.
Mitochondrien sind die einzige Wärmequelle unseres Körpers, mit ihrer hohen Temperatur heizen sie die Umgebung auf, was den Körper auf seine Durchschnittstemperatur von knapp 38 Grad Celsius bringt. Viele Proteine des Körpers vertragen Temperaturen jenseits dieser Grenze nicht oder nur schlecht. Die Bausteine der Mitochondrien hingegen scheinen auf diese Betriebsbedingungen optimiert zu sein, bemerkten die Forscher. Das gelte insbesondere für die Enzyme der Zellkraftwerke, die erst bei über 50 Grad Celsius ihr Aktivitätsmaximum zeigten.
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