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Erkrankungen: Warum die Ernährung bei Krankheit so wichtig ist

Füttere eine Erkältung, hungere ein Fieber aus - so lautet eine alte Weisheit. Eine Untersuchung zeigt, wie wichtig Essen oder Fasten bei Krankheit sind.
Hühnersuppe soll gegen Grippe helfen

Bei einer Grippe oder Erkältung soll Hühnersuppe Wunder wirken: Das bewährte Hausmittel blockiert die Bewegung bestimmter weiße Blutkörperchen – der so genannten Neutrophilen –, die für Entzündungsprozesse mitverantwortlich sind. Sie werden bei Virusinfektionen in großen Mengen freigesetzt und lösen Entzündungen und Schwellungen der Schleimhäute in den oberen Atemwegen aus. Die Suppe lindert also aktiv die Beschwerden. Häufig geht Krankheit aber mit Appetitlosigkeit einher, so dass sich die Betroffenen zur Nahrungsaufnahme zwingen müssen. Je nach Art der Infektion kann dies unterschiedliche Folgen haben, darauf weist eine Studie von Andrew Wang von der Yale University School of Medicine und seinem Team hin. Denn der Unwille zu essen kann bestimmte Erreger aushungern und so die Genesung beschleunigen – während er in anderen Fällen kontraproduktiv ist.

Für ihren Versuch infizierten die Mediziner Mäuse mit unterschiedlichen Keimen und fütterten sie anschließend beziehungsweise verwehrten ihnen die Nahrung. Eine Gruppe erkrankte dabei an Listerien: Bakterien, die über verunreinigte Lebensmittel aufgenommen werden und bei Menschen häufig Magen-Darm-Probleme auslösen. Die Keime verursachten auch bei den Mäusen Appetitlosigkeit. Wurden die Nager dennoch gefüttert, starben sie überdurchschnittlich häufig verglichen mit Artgenossen, die auf Diät gesetzt wurden. Ganz anders sah es dagegen bei jenen Tieren aus, die nach einer Virengabe an Grippe litten: Hier überlebten überwiegend die Nager, die zu fressen bekamen. Schon eine frühere Studie hatte darauf hingedeutet, dass Fasten bei Bakterieninfektionen hilft, während man bei Viruserkrankungen ausreichend Nahrung zu sich nehmen sollte: Nach einer Mahlzeit stiegen bei Versuchsteilnehmern die Blutkonzentrationen von Interferon-gamma um durchschnittlich 450 Prozent an – der körpereigene Botenstoff aktiviert das Immunsystem so, dass die Vermehrung von Viren gebremst und die Ausschaltung infizierter Zellen gefördert wird. Hatten die Probanden lediglich Wasser zu sich genommen, erhöhte sich die Konzentration des Botenstoffs Interleukin-4. Das dämmt akute Infektionen ein, indem es die Produktion von Antikörpern anregt.

Praktische Ernährungstipps leiten Wang und Co aus ihren Ergebnissen bisher nicht ab, dazu müssten die Studien noch vertieft werden, so die Forscher. Ärzte sollten aber Appetitlosigkeit bei Krankheit als wichtiges Zeichen des Körpers schätzen und entsprechende Essensvorgaben darauf abstimmen. Dies gelte vor allem für Patienten auf Intensivstationen, die über Magensonden ernährt werden und die aufgenommene Menge nicht aktiv bestimmen können. Weniger sei hier vielleicht manchmal mehr, so Wangs Team.

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