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Sinne: Warum Krankheit oft bitter schmeckt

Wer krank ist, hat oft keinen Hunger. Häufig liegt das auch daran, dass das Essen bitter schmeckt. Nun kennen Forscher womöglich den Auslöser dieser Falschwahrnehmung.
Bittere Medizin

Krankheit schlägt auf den Appetit – auch wenn man es nicht am Magen hat. Schuld daran ist bisweilen der schlechte Geschmack, der von allen möglichen Speisen ausgeht: Wir nehmen sie als bitter wahr, obwohl sie es nicht sind. Der Grund dafür liegt womöglich in einem bestimmten Protein, das auch Entzündungsprozesse in unserem Körper auslöst, wie nun Hong Wang vom Monell Chemical Senses Center in Philadelphia und Co berichten: Der Tumornekrosefaktor (TNF) – ein Signalstoff des Immunsystems – könnte nach den neuen Erkenntnissen die Essgewohnheiten von Kranken verändern, indem er die Geschmacksrezeptoren auf ihrer Zunge beeinflusst. Zumindest in Mäuseversuchen zeigte er eine solche Wirkung auf den Geschmackssinn.

Die Forscher hatten Nager gezüchtet, die das Protein nicht mehr erzeugen können, und ihnen verschiedenartiges Futter vorgesetzt. Während die TNF-freien Tiere auf süße, saure oder salzige Speisen normal reagierten, zeigten die Mäuse eine deutlich verringerte Sensibilität gegenüber Bitterstoffen – die sie normalerweise meiden, weil sie sie häufig mit ungenießbaren oder giftigen Nahrungsbestandteilen assoziieren. Erst als die Wissenschaftler die Konzentration der Bitterstoffe erhöhten, bemerkten es auch die TNF-freien Mäuse und wiesen die entsprechenden Gaben zurück. Um festzustellen, ob das TNF in den Geschmacksknospen selbst wirkt oder im Gehirn die entsprechenden Reize unterdrückt, zeichneten Wang und Co die Aktivität der Reizleitung auf, die von der Zunge in das neuronale Geschmackszentrum führt. Tatsächlich feuerten die Nervenzellen bei den TNF-freien Mäusen deutlich schwächer, wenn die Tiere Bitteres fraßen: ein Zeichen, dass das Protein direkt in den Geschmacksknospen wirke, so die Forscher. Überraschend ist für sie allerdings, dass der Tumornekrosefaktor nur die Bitterwahrnehmung beeinflusst, da auch andere Geschmackssinneszellen Rezeptoren dafür besitzen. Als Nächstes wollen Wang und sein Team nun herausfinden, ob auch der umgekehrte Fall gilt und eine erhöhte TNF-Konzentrationen, wie sie bei kranken Menschen auftritt, tatsächlich die Bitterwahrnehmung verstärkt.

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