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News: Wasser aus dem Marsinneren?

Geht es um den Mars, geht es um Wasser, geht es um Leben. Die Spuren einst vorhandenen Wassers sind überwältigend, wenngleich bisher niemand wusste, wo all das Wasser herkommen könnte, das die angeblichen Täler und Meeresbecken füllte. Die Meteorite vom Mars enthielten so wenig Wasser, dass das Marsinnere als Quelle ausschied. Bis jetzt, denn in ihnen gibt es offenbar viel mehr Wasser als bisher angenommen.
Am 25. August 1865 um 9:00 Uhr wurden die Bewohner der indischen Ortschaft Shergotty Zeugen eines Meteoriteneinschlags. Der fünf Kilogramm schwere Brocken zersprang in zahllose kleine Fragmente, und erst viel später erkannten Forscher die wahre Herkunft des Gesteins. Im Gegensatz zu den meisten Meteoriten stammt es nicht irgendwo aus dem Raum unseres Sonnensystems, sondern vom Mars.

Jetzt, fast 150 Jahre später, könnte dieses Gestein das Rätsel lösen, ob es einst Wasser auf dem roten Planeten gab. Zwar gibt es zahlreiche Hinweise darauf - man denke nur an die Küstenlinien, Täler und geschichteten Gesteine -, über den Ursprung des Wassers herrschte bislang jedoch fast völlige Ratlosigkeit. Ein Teil gelangte vielleicht durch eisige Kometen auf die Marsoberfläche - den auf der Nordhalbkugel vermuteten Ozean hätten sie aber sicher nicht füllen können. Letztlich blieb nur eine Quelle, nämlich das Marsinnere.

Auch unser irdisches Wasser war einst zum großen Teil in Magmen gebunden und kam im Zuge der Erstarrung der jungen Erde an die Oberfläche. Dieser Prozess lässt sich bis heute in vielen vulkanisch aktiven Regionen beobachten. Der Mars ist indes schlicht zu kalt, seine Vulkane sind längst erloschen, wenngleich die alten Krater von einer ziemlich explosiven Vergangenheit zeugen. Die wenigen Marsgesteine, die infolge heftiger Meteoriteneinschläge aus dem Schwerefeld des Planeten herausgeschleudert wurden und schließlich die Erde erreichten, widersprachen bisher jedoch dieser Theorie. Die Minerale darin enthielten viel zu wenig Wasser.

Harry McSween vom Department of Geological Sciences der University of Tennessee und seine Kollegen hatten sich jenen Shergotty-Meteoriten kürzlich noch einmal ganz genau vorgenommen und stießen auf Erstaunliches. Während der Wassergehalt des Gesteins insgesamt recht niedrig ist, nimmt er in einzelnen Mineralkörnern von außen nach innen zu. Nach zahlreichen Schmelzexperimenten gehen die Forscher deshalb davon aus, dass das Magma, aus dem dieses Gestein einst erstarrte, bis zu 1,8 Prozent Wasser enthielt - viel mehr als bisher angenommen. Demnach verlor das Magma auf dem Weg an die Marsoberfläche einen Teil des Wassers, das als Dampf oder aus heißen Quellen entwich. Auf diese Weise entstanden Minerale, die in ihren äußeren Schichten vergleichsweise wenig Wasser einbinden konnten (Nature vom 25. Januar 2001).

Die Altersbestimmung des Shergotty-Meteoriten lässt vermuten, dass er vor rund 175 Millionen Jahren aus der Marsoberfläche herausgerissen und ins All gesprengt wurde. Zu dieser Zeit befindet sich die Erde im Jura. Große Teile Eurasiens sind überflutet, das Meer dringt über Westeuropa bis weit nach Nordeuropa vor. Ammoniten und Fischsaurier erreichen den Höhepunkt ihrer Entwicklung und lassen sich bis heute in den Ablagerungen Schwabens finden. Die Dinosaurier errobern das Land und die Flugsaurier beherrschen die Lüfte. Ganz so war es auf dem Mars wohl nicht, dass es dort aber zumindest große Mengen Wasser gab, das ist nun bedeutend wahrscheinlicher.

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