Mumienkunde: Wegen Tippfehler: Ötzi hat doch die ältesten Tattoos
Die Tätowierungen am ausgetrockneten Körper der Gletschermumie Ötzi sind wohl doch die ältesten bekanntesten Tattoos der Welt. Eine südamerikanische Mumie mit einem tätowierten Menjou-Bärtchen, die bisher als mindestens ebenso alt galt, erwies sich nun als ein ganzes Stück frischer als bisher vermutet. Während Ötzi vor etwa 5200 Jahren starb, schrieben Wissenschaftler der Konkurrenz aus Chile, einer Mumie der Chinchorro-Kultur, sogar ein Alter von etwa 6000 Jahren zu. Wie sich allerdings nun herausstellte, handelte es sich dabei bloß um einen Tippfehler: Die Mumie war mit der Radiokarbonmethode auf das Jahr 3830 vor heute datiert worden – in den Datenbanken allerdings war als Datum 3830 v. Chr. eingetragen. Diese fehlerhafte Angabe machte die Mumie in der wissenschaftlichen Literatur um 2000 Jahre älter.
Auf den Fehler stießen vier Forscher um Lars Krutak vom National Museum of Natural History in Washington, D. C., als sie die chilenische Mumie genauer untersuchten und dabei die ursprüngliche Radiokarbondatierung an Lungengewebe der Mumie noch einmal ins Auge fassten. Anscheinend geschah der Fehler sehr früh und pflanzte sich dann unkontrolliert durch die wissenschaftliche Literatur fort. Krutak und seine Kollegen, die nach eigenen Angaben selbst auf das falsche Datum hereinfielen, publizieren den Fehler nun und hoffen, die falsche Angabe so zu korrigieren. Dadurch ist Ötzi mit seinen mehreren Dutzend vermutlich medizinischen Tattoos um 1400 Jahre älter und der älteste tätowierte Mensch. Das allerdings wird nicht so bleiben, geben die Autoren der Veröffentlichung zu bedenken: Die Praxis sei so alt, dass wahrscheinlich früher oder später eine ältere tätowierte Mumie auftaucht.
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