Geräuschbedingte Anfälle: Wenn die Katze umfällt
Krümmt sich Ihre Katze auf dem Boden, sobald Sie ein Stück Folie knüllen? Zeigt sie unwillkürliche Muskelzuckungen, wenn Turnschuhsohlen auf dem Boden quietschen? Dann dürfte Ihr Vierbeiner vermutlich an einer Krankheit leiden, die selbst in Fachkreisen bislang kaum bekannt war: an den "felinen, durch Geräusche ausgelösten Reflexanfällen", nach ihrer englischen Bezeichnung abgekürzt FARS.
Ein Team von Tierärzten hat sie jetzt erstmals offiziell beschrieben. Demnach reagieren die betroffenen Katzen auf ganz bestimmte, meist schrille Geräusche mit epilepsieähnlichen Anfällen unterschiedlichen Schweregrads – manche Tiere erleiden Muskelzuckungen, andere so genannte Absencen und wiederum andere große, generalisierte Anfälle mit minutenlangen Krämpfen, Bewusstlosigkeit und Zuckungen.
Das betrifft wohl vor allem ältere Katzen: FARS treten im Schnitt im Alter von 15 Jahren erstmals auf, ergaben die Nachforschungen der Gruppe um Mark Lowrie vom privaten Tierarztzentrum "Davies Veterinary Specialists".
Dass es sich um ein offenbar gar nicht so seltenes Phänomen handelt, bemerkten die Veterinäre erst, als Mitarbeiter des Tierschutzvereins "International Cat Care" die Anfragen ratloser Katzenbesitzer weitergereicht hatten. Das Team trat an die Presse, woraufhin Berichte über das "Tom-und-Jerry-Syndrom" 2013 die Runde machten. So entstand genügend Aufmerksamkeit für eine weltweite Umfrage. "Wir waren überwältigt von den Rückmeldungen", sagt Erstautor Lowrie. Es hätten sich hunderte Katzenbesitzer gemeldet.
Diese schrillen Geräusche lösten Anfälle aus
96 Fragebögen samt tiermedizinischer Daten haben die Forscher jetzt ausgewertet. Unter FARS leiden Rasse- und auch Mischlingskatzen gleichermaßen, aber besonders häufig betroffen scheinen Birma-Katzen zu sein, die ein Drittel der Fälle ausmachten.
Über die Ursachen der Krankheit sei noch nichts Näheres bekannt, aber typische Auslöser der Anfälle lassen sich bereits dingfest machen: 82 der untersuchten Katzen reagierten auf das Geräusch, das beim Zusammenknüllen von Alufolie entsteht, und 79 auf das Schlagen eines Metalllöffels an einem Keramikfressnapf. Des Weiteren: Zerknüllen von Papier und Plastikfolie (71), Tastaturgeräusch und Mausklicks (61), Münz- oder Schlüsselgeklingel (59), Einschlagen eines Nagels (38) und Zungenschnalzen (24). Darüber hinaus gab es seltener genannte Auslöser, wie etwa Turnschuhquietschen oder das scharfe Klicken eines Gasherdanzünders.
Solche Geräusche würden für den Menschen völlig harmlos klingen, schreiben Lowrie und Kollegen. Auf Katzen, deren Gehör bis in den Ultraschallbereich reicht, könnten sie jedoch viel lauter und unangenehmer wirken.
In ihrer kommenden Studie wollen die Mediziner näher auf mögliche Behandlungen von FARS eingehen. Offenbar gibt es bereits Erfahrungen mit einem Medikament, das die Anfälle zuverlässig unterbinden kann: Den Wirkstoff Levetiracetam, der auch bei Menschen gegen epileptische Anfälle eingesetzt wird, preisen betroffene Katzenbesitzer als "Wundermittel".
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