Neurowissenschaft: Wie das Gehirn zwischen Gut und Böse unterscheidet
Wissenschaftler um Christiane Rohr vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben zwei Hirnregionen identifiziert, die aktiv werden, wenn wir Situationen positiv oder negativ deuten. Die Forscher spielten 27 Probanden im Magnetresonanztomografen verschiedene 1,5- bis 3-minütige Filmsequenzen vor, die emotional widersprüchliche Szenen zeigten. So sahen die Teilnehmer etwa einen Ausschnitt aus Quentin Tarantinos "Reservoir Dogs", in dem eine Person eine andere foltert und sich dabei fröhlich lachend mit seinem Opfer unterhält. Anschließend sollten sie beurteilen, ob sie die Szenen eher als angenehm oder unangenehm empfanden.
Dabei stießen die Wissenschaftler auf den so genannten Sulcus temporalis superior im Schläfenlappen und den Lobus parietalis inferior im Scheitellappen, die wie zwei "Schalter" zu fungieren scheinen und entweder ein Hirnnetzwerk für die positive oder eines für die negative Bewertung anknipsen. Beurteilten die Probanden eine Situation positiv, war vor allem der Lobus parietalis inferior aktiv, bei negativen Interpretationen schaltete sich dagegen der Sulcus temporalis superior ein. "Die beiden Regionen scheinen miteinander zu kommunizieren und so herauszufinden, welche von ihnen aktiviert und welche inaktiviert wird", sagt Studienautor Hadas Okon-Singer von der Universität Haifa. Dieser Prozess könnte im Alltag etwa dann eine Rolle spielen, wenn wir anhand von Merkmalen wie dem Tonfall darauf schließen, ob eine Aussage als ehrliches Kompliment oder als versteckte Beleidigung gemeint ist – oder ob uns jemand mit Zynismus begegnet.
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