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Interviewtechnik: Wie man Betrüger enttarnt

Mit einer neuen Methode überführten Flughafenmitarbeiter zu Dutzenden instruierte Lügner. Der Erfolg des herkömmlichen Verfahrens lag dagegen praktisch bei null.
gelogen!

Eine neue Befragungstechnik für Sicherheitspersonal hat in einem Großtest außergewöhnlich gut abgeschnitten: Die Interviewer enttarnten über 60 Prozent der zum Lügen instruierten Testpersonen, und das, obwohl diese nur einen geringen Bruchteil der überprüften Passagiere ausmachten. Die herkömmliche Methode der Flughafensicherheit hatte dagegen Erfolgsquoten zwischen null und drei Prozent.

Entwickelt haben das neue Verfahren die Psychologen Thomas Ormerod von der University of Sussex und Coral Dando von der University of Wolverhampton anhand von Erkenntnissen aus der psychologischen Forschung. Die Methode namens "Controlled Cognitive Engagement" (CCE) soll die Befragten in einem kontrollierten Interview unter kognitive Belastung setzen. Ein solches Gespräch erinnert vordergründig an eine mehrminütige, zwangslose Plauderei, in die der Interviewer jedoch immer wieder unvorhersehbare Fragen zu Bereichen einflicht, auf die ein ehrlicher Fluggast eine Antwort wissen dürfte. Beispielsweise könnte er sich nach dem Namen des einstigen Schulrektors erkundigen oder wie lange eine Bahnfahrt zum Bruder des Befragten dauert. Der Interviewer schöpft dabei aus einem Baukastensystem für Fragen.

Verräterische Erzählweise

Lügner, so erläutern die Wissenschaftler, verraten sich zum einen durch widersprüchliche Angaben, aber vielmehr noch durch ihre wachsende Angst vor solchen Antworten. Die Folge sei ein spezielles Verbalverhalten, das der Interviewer zu erkennen einübt. Zum Beispiel neigen Menschen beim Erzählen ihrer Coverstory dazu, zunächst übermäßig viele Details preiszugeben. Werden die Fragen jedoch komplizierter, werden die Antworten knapper, und Lügner versuchen das Gespräch in vertrautere Gebiete zurückzulenken. Die teilnehmenden Sicherheitsleute hatten das Verfahren eine Woche theoretisch und eine Woche praktisch eingeübt. Den instruierten Lügnern verpassten die Forscher eine zweite Identität und baten sie, sich eine möglichst gute Coverstory auszudenken; jede unerkannte Passage bescherte ihnen 60 britische Pfund. Trotzdem fielen manche Befragten mehrmals hintereinander durch den CCE-Test.

Bei der herkömmlichen Befragungstechnik werden standardisierte Fragen gestellt, währenddessen hält der Interviewer Ausschau nach "verdächtigen Zeichen", etwa ein Abwenden der Augen. Ormerod und Dando kritisieren, dass sich bereits bei Laborversuchen die nahezu komplette Nutzlosigkeit dieser Methode herausgestellt hatte, trotzdem werde sie dem Sicherheitspersonal antrainiert. Die Öffentlichkeit werde so in falscher Sicherheit gewiegt.

Der sechsmonatige Doppelblindversuch mit 162 Mitarbeitern der Flughafensicherheit und 204 gecasteten Lügnern habe nun eindeutig die Unterlegenheit dieses Verfahrens erwiesen. Die Zahl der zu Unrecht als Lügner klassifizierten Passagiere lasse sich nur schwer berechnen, so die Forscher. Auf Basis gängiger Abschätzungen liege sie jedoch bei beiden Verfahren gleichauf.

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