Hirnforschung: Wurzeln der Individualität
Unser Gehirn ist ein komplexes Netzwerk: Zahlreiche Areale kommunizieren über ein weit verteiltes und kompliziertes Geflecht miteinander. Diese Verbindungen unterscheiden sich zwischen Individuen stark – und das ist mitverantwortlich dafür, wie Menschen denken und handeln, berichteten Forscher von der Harvard University.
Ein Team um Jie Lu schob 27 Versuchsteilnehmer in einen speziellen Magnetresonanztomografen. Per Hirnscan können regionale Interaktionen im Ruhezustand beobachtet werden, aus denen Forscher auf die jeweilige Vernetzung der Hirnareale zurückschließen. So lassen sich individuelle Unterschiede zwischen den Probanden bestimmen. Um Schwankungen innerhalb einer Person statistisch herauszurechnen, untersuchten die Forscher jeden Teilnehmer fünf Mal im Lauf eines halben Jahres.
Die Konnektivität variierte in solchen Arealen am stärksten, die komplexe Aufgaben erfüllen, wie der laterale präfrontale Kortex und der Übergangsbereich zwischen Parietal- und Schläfenlappen. Diese Regionen sind für logisches Denken und andere kognitive Funktionen besonders wichtig. Areale, die mit dem Verarbeiten von Sinneseindrücken befasst sind, interagierten dagegen bei allen Probanden ähnlich.
Zusätzlich werteten die Forscher 15 frühere bildgebende Studien aus: Wieder zeigten solche Hirnbereiche, deren Aktivität mit individuellen Unterschieden in der Persönlichkeit, bei Gedächtnis- oder Intelligenzleistungen zusammenhing, überwiegend große Variabilität in ihrer Vernetzung. Höhere geistige Prozesse unterscheiden zwischen Menschen also auch neuronal gesehen stärker als Sehen oder Hören.
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