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Tierisch beste Freunde

Kurt Kotrschal ist Professor für Verhaltensbiologie an der Universität Wien, Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle und hat 2008 zusammen mit Friederike Range und Zsofia Viranyi das Wolfsforschungszentrum in Ernstbrunn, Österreich, gegründet. 2014 veröffentlichte er die Bücher "Wolf-Hund-Mensch" und "Einfach beste Freunde", in denen es um die Entwicklungsgeschichte des Hundes und die Beziehung zwischen Menschen und Tieren geht. Im vorliegenden Werk geht er nun noch einen Schritt weiter und behauptet, dass Menschen ohne Hund geradezu unvollständig seien. Er schlägt sogar vor, das Recht auf einen Hund als grundlegendes Menschenrecht einzuführen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien dienen ihm als Belege dafür, warum der Kontakt zu Hunden entscheidend zur sozialen Entwicklung des Menschen beitrage. Genetisch gesehen seien vielleicht Menschenaffen unsere nächsten Verwandten, schreibt er, aus soziologischer und verhaltensbiologischer Perspektive seien jedoch eindeutig Hunde unsere "Seelenverwandten".

Etliche Studien haben gezeigt, dass die Haltung eines Hundes vielfach der Gesundheit zuträglich ist. Hundehalter bewegen sich häufiger an der frischen Luft, was sich positiv aufs Herz-Kreislaufsystem auswirkt. Zudem macht der Kontakt zu den Tieren emotional stabiler und begünstigt die soziale Kompetenz. Tier- und Naturkontakte beruhigen und fördern Glücksgefühle; freundliche Blickkontakte führen zur Freisetzung von Oxytocin ("Wohlfühlhormon") und senken den Spiegel des "Stresshormons" Cortisol. Kotrschal sieht im Hund deshalb einen vollwertigen Sozialpartner des Menschen, der Bedürfnisse nach Nähe und Zuwendung erfüllen kann. Darüber hinaus, schreibt er, förderten Hunde die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern. Insbesondere traumatisierte und verhaltensauffällige Kinder profitierten von der Anwesenheit eines solchen Vierbeiners.

Über all diesen positiven Befunden vergisst Kotrschal nicht zu erwähnen, dass die Voraussetzung dafür eine gelungene Mensch-Hund-Beziehung ist. Diese erfordert beim Hundehalter eine gewisse soziale Kompetenz.

Der Hund ist des Menschen Wolf

Um das enge Verhältnis zwischen Hund und Mensch zu erklären, beleuchtet der Autor das Zusammenleben von Wölfen und die Entwicklung vom Wolf zum Hund. Wolfsrudel zeichneten sich durch ein äußerst komplexes Sozialsystem aus, das viel weniger auf strikten Dominanz-Hierarchien aufbaue und viel gewaltfreier funktioniere als gemeinhin angenommen. Verglichen damit verhielten sich die uns verwandten Primaten viel machtorientierter. Während Wölfe aber vor allem mit Wölfen kooperieren, entwickelt sich das soziale Interesse und die Kooperationsbereitschaft von Hunden stark in Richtung Mensch.

Kotrschal wünscht sich bei einschlägig forschenden Wissenschaftlern mehr Neugier und unkonventionelles Denken. Mit gewagten Thesen geht er hier voran. So stellt er beispielsweise die Vermutung in den Raum, die neolithische Revolution habe kausal mit der Haltung von Hunden zusammen gehangen, und die Neandertaler seien möglicherweise deshalb ausgestorben, weil sie keine Hunde hatten.

Überzeugender wirken Kotrschals Äußerungen zur Biophilie-Hypothese, die der amerikanische Biologe E. O. Wilson 1984 entwarf. Ihr zufolge erwartet das sich entwickelnde menschliche Gehirn, Natur- und Tiererfahrungen zu machen. Diese fehlten aber in der heutigen technisierten Welt häufig. Der Autor meint, wenn diese "physiologische Erwartung" nicht erfüllt werde, könnten psychische Probleme entstehen. Die menschliche Psyche hinke evolutionär sozusagen der Entwicklung unserer Gesellschaft hinterher. Das würde unter anderem erklären, warum gerade in Städten die Zahl der Hundehalter sehr hoch ist.

Kotrschal schafft es auf leidenschaftliche Art, ein wissenschaftlich untermauertes und positives Bild vom Mensch-Hund-Verhältnis zu schaffen. Sein Buch ist kurzweilig und flüssig zu lesen.

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