Bestechende Bienenwelt
Noah Wilson-Rich ist Gründer und wissenschaftlicher Leiter von The Best Bees Company, einer amerikanischen Dienstleistungs- und Forschungsorganisation für Bienenhaltung. Unter seiner Federführung haben insgesamt vier Autoren an diesem liebevoll gestalteten Sachbuch mitgewirkt. Sie behandeln so ziemlich jeden Bereich rund ums Thema "Biene". Ausgehend von der Evolution dieser sehr diversen Insektengruppe streifen sie die Biologie und das Sozialverhalten der Tiere, deren Verhältnis zum Menschen (mit besonderem Augenmerk auf die Imkerei) und schließlich das hochaktuelle Problem des Bienensterbens. Das Buch eignet sich für alle, die an Bienen, deren Bestäuberpflanzen oder an Produkten aus der Bienenhaltung interessiert sind.
Schon beim ersten Durchblättern fallen die liebevoll erstellten Zeichnungen, Fotos und Abbildungen auf, die den Text sinnvoll ergänzen und Sachverhalte verdeutlichen. Sie sind stets so platziert, dass sie den Lesefluss nicht unterbrechen. Besonders hervor sticht das Kapitel "40 interessante Bienenarten", das jede einzelne der behandelten Spezies mit großformatigen, hochauflösenden Farbfotografien lebendig werden lässt. Der grafisch aufwändige Stil macht das Buch zu einem kleinen Kunstwerk, umso mehr, da es auf schweres, hochwertiges Papier gedruckt ist.
Bloß keine Bananen
Die Autoren möchten die Bienen und deren zunehmend prekäre Situation stärker ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit rücken. Dabei arbeiten sie das ganze Spektrum der eusozialen, kommunalen und solitären Bienenarten ab, wobei sie jedem Themenkomplex zwei Seiten widmen. Diese kompakte Darstellung kann nicht sehr tief ins Detail gehen, dennoch vermittelt sie eine beeindruckende Fülle von Informationen. Sprachlich gehen die Autoren einen eleganten Mittelweg zwischen Fachjargon und allgemeinverständlichem Erzählstil. In zahlreichen Infokästen vertiefen sie einzelne Aspekte oder präsentieren interessantes Zusatzwissen. So weist ein Kasten im Kapitel "Sozialstruktur und Verhalten" darauf hin, dass die Honigbiene bei Gefahr ein Alarmpheromon abgibt, dessen Geruch dem von Bananen ähnelt. Daher sollten Imker auf den Verzehr dieser Frucht verzichten, wenn sie sich ihren Tieren nähern möchten – andernfalls müssen sie Attacken fürchten.
Großen Raum nimmt in dem Buch die Kulturgeschichte von Mensch und Biene ein. Die Autoren liefern einen Abriss von den Anfängen der Imkerei im alten Ägypten bis zum "Urban Beekeeping", der Bienenzucht in Großstädten; von der lokalen Honigproduktion bis zur weltwirtschaftlichen Bedeutung dieser bestäubenden Insekten. Das Schlusskapitel beleuchtet die zahlreichen Probleme, mit denen die Hauptbestäuber unserer Agrarflächen heute zu kämpfen haben. Dazu gehören der Klimawandel ebenso wie bienenbefallende Schädlinge und Krankheiten, allen voran die Varroa-Milbe. Ein Stichwortverzeichnis, zahlreiche Verweise auf weiterführende Literatur sowie interessante Weblinks vervollständigen das Werk. Ob als Geschenk für Naturinteressierte oder Einstiegsliteratur für angehende Imker: "Die Biene" macht einen überzeugenden Eindruck.
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