Stur wie ein Esel
Es ist jedes Jahr das Gleiche: Zu Silvester fassen wir gute Vorsätze, und schon ein paar Tage später sind sie wieder vergessen. Wir treiben dann doch keinen Sport, rauchen immer noch und essen weiterhin Pommes mit Mayo. Die einzige Konsequenz ist die Erkenntnis, dass nichts so schwer zu ändern ist wie das eigene Verhalten.
Wer nach Ursachen forscht, erklärt gern die Erziehung zum Hauptschuldigen. Doch das ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Unsere Persönlichkeit und unser Verhalten werden schon früh von vier Faktoren bestimmt: von den Genen, der Hirnentwicklung vor und nach der Geburt, den Erfahrungen um die Geburt herum und der Sozialisation während der Kindheit und Jugend. Wollen wir uns ändern, so müssen wir gegen diese vier mächtigen, im Verborgenen wirkenden Konstanten arbeiten. Selbst harte Strafen oder verlockende Belohnungen verfehlen schon nach kurzer Zeit ihre Wirkung.
"Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten" – so der Titel des neuen Buchs von Gerhard Roth – bilden eine Einheit. Der Hirnforscher durchleuchtet, wer oder was diese Trias zusammenhält und wie der bewusste Wille und der unbewusste Antrieb sich wechselseitig beeinflussen. Wer Roths frühere Bücher gelesen hat, den wird es nicht überraschen, dass er sein Modell der Persönlichkeit biologisch begründet. In der Tat führt der Direktor am Institut für Hirnforschung der Universität Bremen seine Beobachtungen immer wieder auf die Neurowissenschaften zurück: Er verwebt Moleküle, Nervenzellen und Hirnregionen mit psychologischen Experimenten und soziologischen Studien zu einem Geflecht.
Das Resultat ist ernüchternd: Der Mensch kann die Jagd nach dem Glück im Grunde abblasen. Denn weder verschlechtern Schicksalsschläge die persönliche Grundstimmung auf lange Sicht noch wirken Erfolge oder ein Lottogewinn dauerhaft beglückend. Die genannten Quellen der Persönlichkeit – Gene, Hirnentwicklung, Erfahrungen – legen das "Glücksniveau" eines Menschen fest. Der Psychologe Jens Asendorpf fasst treffend zusammen: Wir passen uns nicht der Umwelt oder den Lebensbedingungen an, vielmehr suchen wir ein Umfeld, in das wir hineinpassen, ohne dass wir uns verändern müssen.
Roth beschreibt, wie uns Erfahrungen vor und nach der Geburt sowie im frühen Kindesalter prägen und dass sie es sind, die es so unglaublich schwer machen, unser Verhalten später noch einmal zu verändern. Die Gefühlswelt scheint wie hermetisch abgeriegelt gegenüber späteren Einflüssen von außen.
Eine Disziplin kommt in diesem Gespräch über die menschliche Trägheit nur selten zu Wort – die Psychotherapie. Ein Blick in das Register zeigt: neun Einträge zum mesolimbischen System, aber keiner zur Psychoanalyse. Schade, hat doch gerade die junge Disziplin der Neuropsychoanalyse einiges dazu beigetragen, die Veränderungen während einer Therapie und damit die Plastizität des Gehirns – das Neuverdrahten von Neuronen – besser zu verstehen. Sicher ist es ein langwieriges Unternehmen, Verhaltensmuster zu durchbrechen, aber möglich ist es doch. Nicht jeder gute Vorsatz ist zum Scheitern verurteilt.
Wer nach Ursachen forscht, erklärt gern die Erziehung zum Hauptschuldigen. Doch das ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Unsere Persönlichkeit und unser Verhalten werden schon früh von vier Faktoren bestimmt: von den Genen, der Hirnentwicklung vor und nach der Geburt, den Erfahrungen um die Geburt herum und der Sozialisation während der Kindheit und Jugend. Wollen wir uns ändern, so müssen wir gegen diese vier mächtigen, im Verborgenen wirkenden Konstanten arbeiten. Selbst harte Strafen oder verlockende Belohnungen verfehlen schon nach kurzer Zeit ihre Wirkung.
"Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten" – so der Titel des neuen Buchs von Gerhard Roth – bilden eine Einheit. Der Hirnforscher durchleuchtet, wer oder was diese Trias zusammenhält und wie der bewusste Wille und der unbewusste Antrieb sich wechselseitig beeinflussen. Wer Roths frühere Bücher gelesen hat, den wird es nicht überraschen, dass er sein Modell der Persönlichkeit biologisch begründet. In der Tat führt der Direktor am Institut für Hirnforschung der Universität Bremen seine Beobachtungen immer wieder auf die Neurowissenschaften zurück: Er verwebt Moleküle, Nervenzellen und Hirnregionen mit psychologischen Experimenten und soziologischen Studien zu einem Geflecht.
Das Resultat ist ernüchternd: Der Mensch kann die Jagd nach dem Glück im Grunde abblasen. Denn weder verschlechtern Schicksalsschläge die persönliche Grundstimmung auf lange Sicht noch wirken Erfolge oder ein Lottogewinn dauerhaft beglückend. Die genannten Quellen der Persönlichkeit – Gene, Hirnentwicklung, Erfahrungen – legen das "Glücksniveau" eines Menschen fest. Der Psychologe Jens Asendorpf fasst treffend zusammen: Wir passen uns nicht der Umwelt oder den Lebensbedingungen an, vielmehr suchen wir ein Umfeld, in das wir hineinpassen, ohne dass wir uns verändern müssen.
Roth beschreibt, wie uns Erfahrungen vor und nach der Geburt sowie im frühen Kindesalter prägen und dass sie es sind, die es so unglaublich schwer machen, unser Verhalten später noch einmal zu verändern. Die Gefühlswelt scheint wie hermetisch abgeriegelt gegenüber späteren Einflüssen von außen.
Eine Disziplin kommt in diesem Gespräch über die menschliche Trägheit nur selten zu Wort – die Psychotherapie. Ein Blick in das Register zeigt: neun Einträge zum mesolimbischen System, aber keiner zur Psychoanalyse. Schade, hat doch gerade die junge Disziplin der Neuropsychoanalyse einiges dazu beigetragen, die Veränderungen während einer Therapie und damit die Plastizität des Gehirns – das Neuverdrahten von Neuronen – besser zu verstehen. Sicher ist es ein langwieriges Unternehmen, Verhaltensmuster zu durchbrechen, aber möglich ist es doch. Nicht jeder gute Vorsatz ist zum Scheitern verurteilt.
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