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"Zwei Dumme - ein Gedanke"

Häufig kann man beobachten, dass sich beispielsweise enge Freundinnen untereinander gegenseitig ins Wort fallen und kaum einen Satz zu Ende sprechen müssen, weil die eine schon genau weiß, worauf die andere hinaus will. Wie kann es sein, dass wir oft instinktiv zu wissen scheinen, was unsere Mitmenschen denken oder fühlen? Dieser Frage geht der Psychologe Rainer Bösel, der sich seit Jahrzehnten mit dem "Gedankenlesen" beschäftigt hat, in seinem populärwissenschaftlichen Sachbuch "Warum ich weiß, was du denkst" nach und versucht das Phänomen auf einfache Weise zu erklären.

"Niemand kann Gedanken lesen" heißt es im Text, doch können wir ein soziales Gespür entwickeln, das es uns erlaubt in die Gedanken- und Gefühlswelt eines Menschen hineinzuschlüpfen: Der Schlüssel hierfür ist Mitgefühl. Der Autor erzählt dann dem Leser anschaulich in sieben Kapiteln, wie sich diese Eigenschaft im Leben entwickelt.

Dazu greift er zunächst auf das Organ zurück, in dem das soziale Gespür füreinander entsteht und wo es reguliert wird: das Gehirn. Die nicht allzu sehr an Neuropsychologie interessierten Leser können dieses Kapitel überspringen, ohne dass der rote Faden verloren gehe, verspricht Bösel in seinem lockeren, sehr persönlich gehaltenen Schreibstil.

Nun wird man mit Hilfe vieler unterschiedlicher Beispiele aus der Tierwelt und Alltagserfahrungen durch das Buch gelotst. Der Autor beschreibt, wie über unterschiedlichste Wege Mitgefühl entstehen kann: So lässt sich oft durch erlerntes und imitiertes Kommunizieren mittels Sprache, Mimik und Gestik der emotionale Zustand des anderen schon ganz leicht erkennen, manchmal aber auch nur erahnen. Ebenso prägen im Laufe des Lebens erlernte Eigenschaften, wie gewohntes Verhalten, Lügen sowie logisches Denken den sozialen Spürsinn.

Bösel geht auch auf psychische Erkrankungen ein, die dem Leser deutlich machen, dass soziale Gefühle nicht bei jedem Menschen erzeugt werden können. Lebenserfahrung, Wissen und Klugheit beispielsweise reichen bei Autisten hierfür nicht aus. Auch Gewalttäter verhalten sich unvorhersehbar, und während des Lesens kommen die Fragen auf, wo eigentlich die Grenze zwischen normalem und krankhaftem Verhalten liegt? Und kann oder will man sich in solche Menschen überhaupt hineinversetzen?

Insgesamt wird dem Leser auf unterhaltsame Weise eine breite Masse wissenschaftlicher Erklärungen geliefert, wie wir in der Lage sind, durch unser soziales Gespür das Verhalten anderer zu deuten. Die kurzen, in sich geschlossenen Kapitel erleichtern es abschnittweise und auch unterwegs zu schmökern. Nicht ganz so ansprechend sind allerdings die schwarz-weiß gehalten Abbildungen im Text sowie die zahlreichen Gehirnskizzen gestaltet. Doch sieht man von diesem Manko einmal ab, ist das Buch gleichermaßen für wissenschaftlich begeisterte Laien wie Experten leserfreundlich gehalten und interessant geschrieben.

  • Quellen
Spektrum.de

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